„Alles wird gut – nichts wird besser“ sagt der Herr heute morgen bei der Fluggastbefragung am Terminal in Schönefeld auf die Frage nach der geplatzten Eröffnung des neuen Willy Brandt. Eigentlich interessiert das hier so richtig niemanden – viel wichtiger ist für die meisten die Frage, ob Hertha absteigt oder nicht. Brot und Spiele, das ist wichtig in Berlin. Vielleicht wurde deshalb die Eröffnung bis nach den Sommerferien verschoben: tausende Urlauber müssen unfreiwillig in den neuen Abflughallen campen, weil nichts mehr geht – die absolute Horrorvorstellung für die Politiker. Wowi beeilte sich dann auch gestern, zu versichern, dass für niemanden der Urlaub ausfallen muss. Brot und Spiele eben.
Bei Touristen und Berlin-Besuchern versucht die Hauptstadt „bella figura“ zu machen – als Berliner Bürger sieht man sich da manchmal arg verschaukelt. Vorgestern ruft eine Meinungfsumfragerin im Büro an, ob man einen Moment Zeit hat für ein paar Fragen zum Nahverkehr in Berlin. Bahn und Bus und so weiter. Gut.
Kommt man mit der S-Bahn entspannt und pünktlich ans Ziel – haben die Auftraggeber der Umfrage das S-Bahn-Chaos der letzten Jahre schon vergessen? Ist die S-Bahn ein sicheres Verkehrsmittel? War da nicht was – die Hälfte der Züge von der Aufsichtsbehörde zwangsweise wegen gravierender Mängel an den Bremsen stillgelegt? Ist die S-Bahn warmherzig? Was sollen den da zig-tausend Pendler auf der S3 sagen, die letzthin für vier Jahre wegen der Umbau-Arbeiten am Ostkreuz abgehängt wurden und jetzt nicht nur überfüllte Züge sondern täglich erheblich längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen müssen – weil das Geld für eine Interimslösung nicht da war?
Informieren Sie sich vor Fahrtantritt über die aktuelle Verkehrslage bei der s-Bahn? Ja sicher – wer das nicht tut, weiss nicht, ob er überhaupt irgendwo ankommt. Oder wie viel Gepäck er sich heute zumuten kann – bei Schienenersatzverkehr ist es wenig ratsam, sich zu arg zu bepacken. Familieneinkäufe sollte man dann tunlichst vermeiden. Ist die S-Bahn ein Wahrzeichen für Berlin? Ja sicher, und ganz schön marode ist sie auch.
Was soll Sinn und Zweck dieser Befragung sein? Zu testen, wie gut die Öffentlichkeitsarbeit funktioniert? Wie schnell die Bürger vergessen?
Einer der Grundsätze des Rheinischen Glaubensbekenntnisses heißt „et is noch immer jut jegangen“. Köln steht dafür, dass man sich in öffentlichen Belangen viel zu lange an diesem Satz orientiert hat. In Berlin beherzigt man ihn auch – die Flughafen Panne hat das Ergebnis jetzt auch für Nicht-Berliner sichtbar gemacht.. Hoffentlich wird jetzt einiges nicht nur gut – sondern endlich mal besser!