„Neu: Lebensmittel & Getränke“ konnte lesen, wer gestern seinen AMAZON Account aufrief. Unter der Rubrik „Wein“ seien rund 4.200 Artikel zu finden, meldete das Branchenblatt Wein+Markt.
AMAZON selbst liefert nur einen kleinen Teil der Lebensmittel direkt aus, das Meiste besorgen Frischelieferanten vor Ort. Im FAZnet finden sich Details. Beim Wein funktioniert es genauso: AMAZON stellt den Marktplatz für die Anbieter zur Verfügung und übermittelt gegen Gebühr die Aufträge.
Als Erste mit dabei sind Vinexus, Wein & Vinos, Sweet&Fine, Genussreich Weinversand, Chefgourmet und HAWESKO. Auch Weine von Brogsitter, Belvini, Delinat, Mövenpick und der Weinzeche sind zu finden.
Das Wein-Angebot scheint nicht von einer kompetenten Stelle moderiert zu werden und weist einen extrom hohen Grad von Beliebigkeit auf. So findet sich neben einer Biondi Santi Riserva 2001 für 490 Euro ein Erben Dornfelder halbtrocken für 3,99 Euro. AMAZON bietet also nicht einen neuen Weinshop, sondern eine Handelsplattform auf der beliebige Anbieter ihre Weine einstellen können.
Daß auch ein einzelner Erzeuger mit dabei ist, das rheinhessische Weingut St. Antony des HAWESKO-Anteileigners Detlev Meyer, deutet daraufhin, daß die Plattform auch Erzeugerbetrieben offensteht. Inwieweit das eine Chance ist oder einen ruinösen Wettbewerb befördert wird man sehen. Auf jedem Fall dürfte dem stationären Handel ein neuer Konkurrent entstanden sein. Das braucht nicht der Untergang zu sein, kann aber wie im Buchhandel die Marktbereinigung beschleunigen.
In den USA hat AMAZON bereits mehrere Versuche gemacht, mit einem richtigen Wein-Shop ins Weingeschäft einzusteigen, war aber an der sehr komplizierten Gesetzgebung in den einzelnen Staaten gescheitert. Beim letzten Versuch hatte kurz vor dem Start der Logistk-Partner pleite gemacht.
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14. Oktober 2010 um 08:26
Vielleicht kann man auch mal von einer anderen Seite an die These herangehen. Für die „Fachhändler“ sollte sich eigentlich kein Nachteil ergeben. Wer Beratung wünscht und probieren möchte, wird auch weiterhin nicht im Supermarkt kaufen.
Umsatzmäßig liegen ja, soweit mir bekannt ist, die Fachhändler eh völlig am Boden – der Löwenanteil Rebensaft fließt ja über Aldi, Lidl und co. in Mund und Magen.
Das ist der Wettbewerber den Amazon angreift und durch Kundenbwertungen (egal ob passend oder nicht) vielleicht auch ernsthaft Marktanteil abnimmt. Letztendlich bietet es dem Fachhandel auch die Chance Produkte Online zu vertreiben die im normalen Laden nicht geführt werden weil es dort einfach nicht zum Klientel passt.
Es ist also eher als eine Chance zu sehen.
14. Oktober 2010 um 12:41
@sven Zwischenzeitlich ist auch der LEH „aufgewacht“ und drängt in den Online-Vertrieb. „Multi-Channel“ heißt das Zauberwort. Online finden wir dann demnächst die ganz normale Retail-Welt abgebildet, in der dann der Fachhändler wieder beweisen muss, was er kann.
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