„Die größten deutschen Weinhändler sind die Discounter und die Supermärkte“ sagt Dirk Würtz auf stern.de. Und deshalb mache es auch Sinn, den „Normal-Verbrauchern“, die dort einkaufen Hilfestellung zu geben, meint er bei unserem Gespräch gestern zu seinem Online-Clip.
„Mein Anliegen ist es, Wein in der Breite zugänglich und verständlich zu machen. Im Supermarkt kaufen die Leute ihr Bier, ihre Wurst und ihre Backwaren und dort trifft man ganz einfach auch die meisten Weinkäufer. Mit einem großen Medium hat man die Chance, viele Leute zu erreichen – deshalb habe ich JA gesagt, als sich die Chance ergab, auf stern.de etwas zum Wein im Supermarkt zu machen.“
Ob jetzt genau die von Würtz ausgewählten fünf Punkte die wichtigsten sind, auf die man beim Weinaufkauf achten sollte oder ob nicht die Sache mit der AP-Nummer nicht schon wieder zu kompliziert ist, darüber läßt sich streiten. „Ich denke, daß es gut ist, wenn jemand vom Fach, jemand der es wissen sollte, einmal sagt, worauf man im Einkaufs-Alltag achten sollte. Für die Leute geht es darum, Reinfälle zu vermeiden. Wenn die dann Spaß haben mit ihrem Kauf, wächst das Interesse an Wein allgemein!“
Viele Käufer kaufen ihren Wein im Supermarkt, weil es bequem ist und sie dort niemandem Rechenschaft schuldig sind. „Beim Gang in den Weinfachhandel kann man sich blamieren – und es ist nicht gesagt, daß man dort immer den passenderen Wein bekommt“ meint Würtz „mit der viel beschworenen Beratungsqualität ist es oft nicht weit her“. Die sei häufig „sub-optimal“ wie er im Gespräch sagt. Auf seinem Blog hat er diese Bemerkung auch schon gemacht. Der Fachhandel müsse sich auf seine Stärken in der Beratung und dem Service besinnen, statt über Preise zu jammern.
„Ich bin überhaupt nicht gegen den Fachhandel, aber wir brauchen die Supermärkte, um das, was wir produzieren, zu verkaufen. Und das, was dort heute verkauft wird, hat nichts mit dem zu tun, was noch vor einigen Jahren im Regal stand: früher ging es um viel und billig, heute spielt auch im Supermarkt Qualität eine Rolle! “
„Die Stärke des Supermarktes ist das Segment zwischen 2,29 und 5,99 – der Fachhandel kann da aufgrund seiner Spanne nicht mithalten: er muß tendenziell günstiger einkaufen, als der Supermarkt, wenn er in diesem Segment mithalten will.“ Mit dieser Aussage dürften viele Fachhändler nicht konform gehen. „Umso besser“ meint Würtz.
„Für einen guten Wein müssen Sie nicht mehr als 5 Euro ausgeben!“ – lautet einer der eingeblendeten Titel am Ende des Spots. Das dürfte den Blutdruck einiger Weinfreunde steigen lassen und der 5 Euro-Debatte neuen Auftrieb geben. Fünf Euro – das scheint die magische Grenze zu sein, an der sich die Geister scheiden. Die Auswirkungen einer 5-Euro-Aussage in der Öffentlichkeit hatte vor einigen Jahren Hendrik Thoma einige harsche Diskussionen eingebracht: im Gegensatz zu Würtz hatte Thoma damals gesagt, für fünf Euro gebe es kein Erlebnis, nur Wirkung.
Würden allerdings im Supermarkt mehr Leute 5-Euro-Weine kaufen, ginge der Durchschnittspreis für eine Flasche Wein deutlich nach oben – ein Plus nicht nur für den Supermarkt, sondern für alle in der Branche.
20. August 2011 um 18:16
Ich stimme hier sowohl Dirk Würtz wie auch Hendrik Thoma zu. Ich kaufe auch sehr bewusst und absichtlich im Supermarkt ein um Weine zu entdecken die vielleicht der Fachhandel aufgrund zu geringer Spannen nicht führt. So finde ich immer wieder auch durchaus gute Tropfen.
Ich versuche dabei auch, nicht unter Thomas´ 5,- Euro zu gehen. Denn auch da denke ich, dass es nicht wirklich möglich ist, seriösen und guten Wein in die Flasche zu bekommen. Wenn man alle Kosten berücksichtig die bis ins Regal anfallen, was kann man für den Rest noch produzieren? Künstlich zusammengepanschtes irgendwas mit „Weingeschmack“. Mehr nicht.
Das Argument mit dem Supermarkt als Absatzschiene finde ich deshalb auch in Ordnung, aber Weine um 2 oder 3 Euro? Das hat wirklich nichts mit Weingenuss sondern nur mit Wirkung zu tun.
20. August 2011 um 18:52
@Leo …. ich will hier die 5 Euro Debatte nicht noch mal eröffnen – was für 5 Euro möglich ist und wer wieviel daran verdient, hatten wir vor Jahren schon einmal ausgerechnet. Nämlich hier.