„So einfach wie möglich. Aber nicht einfacher.“ Es wäre schön gewesen, wenn sich Robert Lücke heute in der Freitagsküche der Süddeutschen Zeitung diese Albert Einstein zugeschriebene Aufforderung zu eigen gemacht hätte.
Robert Lücke ist sehr vielseitig. Er schreibt für viele Zeitungen. Mal gibt er Grill-Tipps, kocht Marmelade, setzt eine Bowle an oder macht sich Gedanken, ob man Glück essen kann. Und über Wein hat er auch schon viel geschrieben. Dabei wird der Weinbau auf Sylt in die Kategorie „schönster und teuerster Unsinn der Republik“ eingeordnet oder Hefen werden zum Benzin des Winzers wie heute in der SZ.
Wenn ein Food-Journalist sich einem komplexem (Wein)Technik-Thema nähert und es populär auf den Punkt bringen will, ist die Gefahr groß, daß etwas daneben geht. Die Diskussion Spontangärung versus Reinzuchthefe wird schon in der Fachwelt oft zur Glaubenssache, in der SZ geht es um die „Tricks der Winzer“ (Manfred Großmann) und um „Netrebko oder Bohlen“ Weine (Reinhard Löwenstein). Ist die Sache wirklich so einfach: Spontangärung = Spitzenwein, alle anderen Weine „gepflegte zuverlässige Sauberkeit“? Will derjenige, der auf Reinzuchthefe setzt „in kurzer Zeit viel und mit möglichst hohem Gewinn“?
Statt den Vergleich von Käsebauer und Goudafabrik zu bemühen, wäre etwas mehr Hilfestellung für den ohnehin schon verunsicherten Verbraucher zu wünschen gewesen. Am Ende „bleibt dem Genießer bei all dem nur auf seinen eigenen Geschmack zu vertrauen“ (Lücke). Reinzuchthefe hin oder Spontanvergärung her: ich denke einmal, soweit dürften die meisten SZ-Leser auch schon gewesen sein, bevor sie heute die Zeitung aufschlugen.
Gute Frage: Gibt es eigentlich auch perverse Kochbücher? Robert Lücke weiß auch darauf eine Antwort.