E-Food: Wein aus dem Supermarkt

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Picking food

Einkaufen - jetzt auch online foto:MJTR/flickr

Online-Food / e-food ist extrem spannend geworden. Seit AMAZON im Juni 2010 mit seinem Food-Marktplatz eingestiegen ist, wird das Thema heiß diskutiert. Mit dabei ist natürlich immer der Wein:  der größte Feinkost-Versender Gourmondo.de macht (bei einem sehr begrenzten Angebot)  50% seines Geschäftes mit Wein. Auch bei AMAZON wurden gleich zu Beginn über 4.000 Weine eingestellt. Für Wein-Vermarkter ist es also wichtig, genau hinzuschauen, was sich in der e-food Szene tut.

Kurze Wege, Schnelligkeit, Kühlung sind wichtige Themen. Die Knackpunkte scheinen aber woanders zu liegen: wer vormittags bestellt, möchte die Ware fürs Abendessen im Haus haben. Interessante Einblicke in das schnelle Geschäft mit E-Lebensmitteln gab auf dem 1. Deutschen eFood Kongreß Pete Clifford, der für Kaisers-Tengelmann das Online-Geschäft leitet. Er wurde vor einem Vierteljahr von TESCO aus Großbritannien geholt. TESCO gilt mit seinem erfolgreichen Online-Food-Konzept für den Großraum London als Benchmark für alle anderen.

Laut exciting-commerce läßt sich das TESCO-Konzept in Deutschland nicht eins zu eins umsetzten: TESCO liefert bisher aus den eigenen Märkten heraus. Bei der Prämisse des Same-Day Delivery geht das fast nicht anders. Hier liegt das Problem: in deutschen Supermärkten mit ca. 1.200 m³ würden die „normalen Kunden“ durch die e-Picker behindert, die sich an den gleichen Regalen bedienen. Englische Supermärkte sind in der Regel viel größer dimensioniert. Aber auch TESCO scheint bereits an Grenzen zu stossen und richtet zusammen mit einem Dienstleister eigene Kommissionier- und Auslieferungslager ein. Damit dürften die Kosten steigen.

Clifford räumte bei seinem Vortrag mit einem Mythos auf:  Nutzer und  Kunden von e-food sind zu 64% Frauen, zwischen 30 und 60 Jahren.  Hauptmotiv für den Online-Kauf ist, dass sie nicht so schwer schleppen wollen, schreibt  exciting-commerce. Das deckt sich mit der Aussage von Froodies-Gründer Lutz Preußner. Bei den Miniatur-Margen des Lebensmittelhandels läuft für ihn das Geschäft auf Dauer nur über die Masse. Zielgruppe sind für ihn von daher gut verdienende  junge Familien und Berufstätige, die keine Zeit zum Einkaufen haben. Er spekuliert darauf, dass Froodies für diesen Personenkreis den Wocheneinkauf erledigt, sagt er in einem sehr interessanten Interview.

Das Geschäft mit (frischen) Lebensmitteln scheint also in erster Linie etwas für Filialsten und Ketten zu sein. OTTO, den alle Beteiligten für einen sehr potenten möglichen e-Food Player halten, soll laut Lebensmittelzeitung seinen zweiten Einstiegsversuch gestoppt haben oder zumindest darüber nachdenken, garnicht erst wieder einzusteigen. Grund: man habe nach Gesprächen unter anderen mit REWE und EDEKA keinen Partner im LEH gefunden.

Der Teufel liegt wie so oft im Detail: „same day“ schafft nur derjenige, der kurze Wege zum Kunden hat und zuverlässig liefern kann. Wer übernimmt  die letzte Meile zum Kunden?

Ein national tätiger Weineinzelhändler testete bereits vor Jahren einen dezentralen Lieferservice aus seinen Outlets heraus. Das Ergebnis: große Logistiker fallen aus, da sie nicht in der Lage sind, kurzfristig bereitgestellte Kleinstmengen aus einem Laden abzuholen und zu vertretbaren Kosten in Privathaushalte zu liefern. Lokale Logistik-Anbieter wie Kurier- oder Lieferdienste sind von der Leistung und den Kosten her von Ort zu Ort sehr unterschiedlich – daraus läßt sich kein bundesweites zuverlässiges Angebot stricken.

Wie wichtig wird Wein für die e-Food Betreiber und wie wichtig wird der e-Food Kanal für die Weinanbieter? Erste Reaktionen von AMAZON-Marktplatz Anbietern sind eher zurückhaltend. Für Zahlen ist es noch zu früh – man wird die erste Saison abwarten müssen.

3 Kommentare

  1. Für die großen Anbieter wie Amazon wird es momentan nur darum gehen, das Angebot an Lebensmitteln zu kompletieren. Auf der Insel sind sie da schon weiter, wie so oft. Ich denke, Potential wäre in Zukunft sicherlich da. Aber wie schon im Artikel geschrieben: Das Ganze steht und fällt mit der Logistik. Lieferung an eine Packstation ist für den Kunden z.B. schon wieder zu unattraktiv, sonst kann er ja auch im Supermarkt seinen Wein kaufen.

  2. Wir haben in unserer Nachbarschaft einige gute Weinhandlungen. Die würde ich immer irgendeinem Online-Shop vorziehen, außer ich weiß genau was ich will und der Preis ist – im Vergleich – heiß.

  3. So lange man in der Stadt wohnt ist ja alles gut. Aber wenn man auf dem flachen Land mal einen besonderen oder besseren Weín-/Biowein möchte dann ist man verloren. Insofern ist ein Onlineshop sicher eine gute Ergänzung.