Weniger Alkohol wird bei der PROWEIN zum Thema

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Alkohol ist nur ein kleiner Teil vom Spass

Alkohol ist nur ein kleiner Teil vom Spass foto:Dark Botxy/flickr/CC BY-NC-ND 2.0

Nicht die Regierungen und auch nicht die Produzenten sind die treibende Kraft – die Weinkonsumenten sind es. Jeder der heute im Verkauf steht und Kunden berät, kennt die Zurückhaltung bei 14,5%: „Haben sie nicht auch was mit weniger Alkohol?“

„Solche Weine kriegen Sie nicht mit weniger Alkohol“ war die Standard-Antwort bei meiner Süd-Amerika Reise im letzten Herbst. Reife Frucht, Pflaume und überreife schwarze Beeren in einem Carmenere aus dem Colchagua oder einem Malbec aus Mendoza.

Ganz klar, manchmal mag man das – zu einem Entrecôte oder einem Côte-de-Boeuf vom Grill. Aber für jeden Tag – der Kick ist da, aber man wird schnell müde und hat wenig vom schönen Essen oder dem interessanten Abend.

Weniger Alkohol

Jetzt also weniger Alkohol – wie geht das? Die Alternativen: Früher ernten – dann gibt es aber auch weniger Aromen und mehr Säure. Vollreif ernten und anschließend den  Alkohol reduzieren – das scheint zur Zeit das erfolgsversprechendste Konzept. Andere technische Varianten sind vorstellbar und werden erprobt.

Das Problem bei allen Verfahren: hat man erst einmal alle prozessbedingten Fehltöne oder geschmacklichen Veränderungen elemeniert, was kann man tun, um den Alkohol, der Volumen und Fülle schafft, zu ersetzen? Weine mit 8 – 9 % Alkohol müssen den Verlust an Körper durch Frucht oder Süsse kompensieren.

Vorreiter La Colombette

Bei der PROWEIN wird es einige Beispiele zum Probieren geben: da sind zum einen die Jungs von der Domaine la Colombette, die es geschafft haben, die französische Gesetzgebung und die Behörden von ihrer Auffassung zu überzeugen, daß ein alkoholreduzierter Wein trotzdem ein richtiger Wein bleibt. Das war die elementare Voraussetzung, dass ihre federleichten „Plume“-Weine weiter bei Tesco in Großbritannien verkauft werden durften. Sie waren in UK einer der großen Erfolge des Sommers 2009. Danach überzeugten sie auch die Fachwelt mit einem Preis beim Wettbewerb der „Meilleurs Chardonnay du Monde„.

Die Pugibets sind ständig dabei, ihre Weine noch besser zu machen – Bio ist eine Selbstverständlichkeit – und haben es jetzt auch bei ihrem Plume Rotwein geschafft. Einen leichten Rotwein mit nur 9%vol hinzubekommen, der auch schmeckt, ist weitaus schwieriger, als einen guten Weißen oder Rosé.

Die Pugibets vom Domaine la Colombette werden in Halle 5 Stand B 109 anzutreffen sein. Wie zu hören ist, ist das Interesse auch bei deutschen  Fachhändlern groß.

Top-Anbieter entdecken Low Alcohol

Wenn einer mal gezeigt hat, wie es geht, gibt es immer sofort eine Reihe von me-too Anbietern. Dazu gehören die rührigen Domaines Saint Auriol der umtriebigen Claude Vialade.  Ich weiss nicht, ob die So’light-Weine  bereits in Deutschland vertrieben werden. Der Vater von Claude Vialade war der Öko-Pionier unter Südfrankreichs Genossen – seine Tochter hat es unter die fünf Top-Exporteure aus Frankreichs Süden geschafft.  Halle 5 Stand E 90

Und noch ein anderer Top-Anbieter setzt auf Low Alcohol: aus Südwestfrankreich von den Producteurs Plaimont wird ein COLOMBELLE FIZZ in weiss und rosé erstmals bei der Prowein vorgestellt. Der weisse Colombelle Fizz ist ein Perlwein aus Colombard und Ugni blanc mit nur 9,5% Alkohol. Der Rosé wird aus Cabernet Sauvignon und Colombard gekeltert.Sprudelnde Kohlensäure ist neben Frucht und Süsse ein weiterer guter Ersatz für Alkohol-Fülle.

Die stillen Colombelle-Weine von Plaimont gehören zu den heimlichen Toppsellern des Fachhandels  – die beiden Low-Alcohol Prickler sind eine gute Ergänzung! Bei der Prowein in der Halle 6 Stand P 41 zu probieren.

Weitere Infos zum Thema und eine Tasse Kaffee gibt es bei der Prowein am Stand der Weinakademie Berlin /Wine and Spirit Education Trust (WSET) in Halle 4 Stand C41.

 

PS  Zufällig kündigt sich hier noch eine neue Studie zum Thema Low Alcohol an, die auf der Prowein vorgestellt wird. Ich bin gespannt!

5 Kommentare

  1. Den Trend zu niedrigerem Alkoholgehalt für Weine bei deutschen (!) Weintrinkern kann ich bestätigen.

    Dies scheint allerdings ein ziemlich exklusives deutsches Phänomen zu sein.

    Ein weiteres wichtiges Argument für niedrige Volumenprozent ist der Geldbeutel.

    Erst kürzlich ging wieder ein Rotwein aus Stellenbosch mit 15.5 vol% nach Deutschland.
    Das kostet dem Erzeuger/Importeur 1.50 pro Liter extra da der Wein über 15 vol% hat.

    Nichtsdestotrotz ist der Wein schon in seiner Jugend sehr lekker – insbesondere zu gegrilltem Strauß. :-)

    Grüße aus Stellenbosch

    jan

    • Weniger Alkohol ist ein großes Thema in UK: TESCO hat sehr erfolgreiche Aktionen gefahren. In diesem Jahr werden in Deutschland eine ganze Reihe von Anbiteren damit beginnen, Der Markt für LIGHT Weine und Sekte wurde bisher völlig falsch eingeschätzt – eine Alleinstellung für die Anbieter, die sich dort bislang profilierten…

  2. Ob alkoholreduzierte Weine in der Szene der angagierten Weinliebhaber Fuß fassen wird, darf stark bezweifelt werden. Im Massenmarkt ist das sicher völlig anders.
    Nur müssen es ja auch nicht gleich 9% sein. 12 bis 13 reichen ja auch. Denn die meisten der Alkoholbomben mit 14% und mehr Alkohol „müssen“ ja keineswegs so sein, wie sie sind. Wenn der Trend zur maschinellen Alkoholreduktion geht, haben wir ganz andere Probleme noch längst nicht im Griff: diese Weine schmecken doch in aller Regel auch schwerfällig, die Frucht ist marmeladig, malzig-überreif bis matschig und plump, dann wird noch mit dem dicken Holzprügel draufgedroschen und fertig ist die höchstbepunktete Untrinkbarkeit.
    Freilich gibt es Gegenden, Weine und Jahrgänge, in denen sich diese Alkoholgrade kaum vermeiden lassen. Ein erstklassiger Brunello oder Barolo mit 14% schmeckt aber eben nicht kompottig und schwer, die besten Chateauneuf-du-Pape oder Priorat auch nicht. Aber dort geht man dann eben auf 15,5% um ja nicht auf seine einzigartige Angeber-Unsaufbarkeit verzichten zu müssen – und an unterwürfigen Kritikern mit dem Höchstpunktzahl-Krärtchen in der Brusttasche fehlt es sicher nicht.
    Mit Qualitätsstreben hat das nichts mehr zu tun, das ist Ehrgeiz in falschen Bahnen. Interessanterweise gibt es auch in den meisten Hochprozent-Regionen Produzenten, die es schaffen, bei deutlich niedrigeren Alkoholgraden – und gerade da – Erstklassiges zu keltern.
    Wie viele Keller sind voll von angeblichen Spitzenweinen, die ihre Besitzer nie aus dem Keller holen, weil es ihnen graust? Die nur hochgeholt werden, wenn Gäste da sind in der Hoffnung, die würden fleißig beim Wegtrinken helfen und mit dem Ergebnis, dass die Gäste maulen und was Trinkbares verlangen. Wenn hier die Weinfreunde mit den Füßen abstimmen und diese kaputtkonstruierten Monster ungeachtet höchster Etikettenpunkte links liegen lassen, ist schonmal viel gewonnen.
    Ich glaube ja, ehrlich gesagt, auch nicht, dass die Produzenten ihre Frankensteine selber trinken. Es ist schon seltsam: jedesmal, wenn man in die Privatkeller von Leuten kommt, die mit dicker, alkoholischer Schmiere reich geworden sind, weil Parker das Zeug so zu lieben scheint, lachen einem Berge von alten, feinen Bordeaux und – vor allem – eleganten Burgundern entgegen…
    In Südafrika mag das noch anders sein, in anderen Gegenden, vor allem in solchen, wo es nicht fett und gegrillt und geketchupt und gemilchshaked und gezuckert genug sein kann, auch. Aber selbst da scheint vielen Leuten die Brühe bis zum Hals zu stehen. Nicht umsonst scheint der Riesling dort immer höher im Kurs zu stehen, auch wenn man die beliebten süßeren oder scheintrockenen Versionen meist nur mit viel Limonadentoleranz zu den meisten Speisen genießen kann.

    • Das Thema hat viele Facetten: ich denke, dass wir in diesem Jahr überall im Handel Weine mit weniger Alkohol sehen werden – aus zwei Gründen: zum einen fragen immer mehr Kunden gerade beim Fachhandel danach, zum zweiten, weil jetzt das Angebot da ist, nachdem die Produzenten lange Zeit auf „stur“ geschaltet haben. Die Verfahren, diese Weine zu erzeugen, werden auch immer besser …

      Das Ganze sicher ein Phänomen eher des Massen-Marktes – sehe ich auch so.

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