Ideen und Nachrichten verbreiten sich nicht, weil sie gut und richtig sind – sondern weil sie viele Menschen interessieren oder unmittelbar betreffen. Twitter, Facebook und G+ funktionieren nicht anders als das wirkliche Leben – das konnte man beim Social Media Sience Update 2011 mit Dan Zarella mitnehmen. Auch im Netz wird gerne Gurus gefolgt und die meisten Menschen suchen dort nicht Gespräche, sondern brauchbare Informationen.
An Beispielen konnte Zarella einige Mythen widerlegen, die immer wieder in Social Media Seminaren als Wahrheiten verkauft werden. Es ist richtig, daß sich auf Twitter und Facebook Menschen mit ihren Freunden und Bekannten austauschen, aber wenn es um Marketing und Verkaufen geht, sieht die Welt ganz anders aus.
Die meisten Menschen suchen bei Firmen nicht Gespräche, sondern brauchbare Informationen! Auf Twitter-Accounts mit weniger als 1.000 Followern beginnen 17% aller Tweets mit einem @ – sind also eine Antwort oder Teil eines Gespräches. Bei größeren Accounts liegt diese Rate nur bei 10% und bei den ganz großen lediglich bei 8%. Stattdessen posten große Accounts jede Menge Links und Hinweise. Bis zu 50% der Tweets enthalten einen Link. Zarella konnte eine deutliche Beziehung zwischen getweeteten Links und der Anzahl der Follower herstellen: je mehr Links, desto mehr Follower!
So eindeutig positiv die Beziehung zwischen Links und Followern auf Twitter ist, so wenig haben Gespräche auf Facebook mit der Anzahl der Views oder Klicks zu tun. Viele Kommentare auf Facebook heißt nicht gleichzeitig viele Fans oder Impressions. Accounts mit wenig Diskussionen können genauso viele oder sogar mehr Fans und Impressions haben, wie Accounts mit vielen Diskussionen. Auch hier sagt Zarella, kommt es nicht auf die Gespräche an, sondern auf interessante Informationen und Angebote.
Andere takeaways aus dem Webinar: Anonymität verkauft schlecht – zu einem gut funktionierenden Account gehört ein Gesicht. Vertrauen entsteht durch Kompetenz – deshalb ist es wichtig, den Leuten zu sagen, wer man ist: im Amerikanischen sind Worte wie Official, Founder, Speaker, Expert oder Author gut. Accounts von Leuten, bei denen das in ihrer Bio steht, haben deutlich mehr Follower oder Friends. Selbst „Gurus“ liegen mehr 100% über dem Durchschnitt. Aber auch hier: es kommt nicht auf den Founder, Expert oder Guru an, sondern auf das, was er zu sagen hat.
Alles wie im wirklichen Leben also: wem glaube ich, Menschen verkaufen an Menschen, ich möchte gerne Beweise, daß ich mit der richtigen Person zu tun habe. Wer schon viele Freunde hat, wird schnell mehr bekommen: Social Proof nennt Zarella das. Wir tendieren dazu, Risiken zu vermeiden.
Weitere ganz praktische Topics: welche Sprache, welche Ausdrücke kommen in Social Media gut an, wann ist die beste Zeit für Postings und wie oft soll ich mich bei meinen Freunden und Followern beziehungsweise Kunden melden.
Zarellas Erkenntnisse sind zum Teil nicht ganz neu, aber sie stehen im Gegensatz zu vielem, was man in Social Media Büchern liest oder bei Seminaren hört. Was ihn von anderen unterscheidet: seine Zahlen kommen aus Tausenden von Accounts, die er für Hub Spot auswertet. Hub Spot ist eine der führenden Adressen für Inbound Internet Marketing in den USA. Zarella redet nicht über Annahmen aus einigen wenigen persönlichen Beobachtungen, sondern über konkrete Zahlen.
Nun kann man sagen, das Marketing für elektrische Zahnbürsten unterscheidet sich vom Marketing für Wein. Richtig – Wein im Segment über 5 Euro ist immer noch ein erklärungsbedürftiges Produkt. Und: für Blanchet geht es sicher um einen schnellen Fan-Aufbau via Gewinn-Spiel, während der Winzer aus Rheinhessen zunächst den Dialog mit seiner kleinen Fan-Gemeinde suchen sollte. Trotzdem schadet es nicht, alles was man meint, bisher gelernt zu haben, ab und an auf den Prüfstand zu stellen.
Zarellas Webinar dürfte es wohl in das Guinness Buch der Rekorde geschafft haben: es nahmen über 30.000 Leute weltweit daran teil. Wer sich die Aufzeichnung anschauen möchte, findet sie hier. Eine Stunde, die sich lohnt.
“If it don’t make Dollars – it don’t make sense” diesen Satz bringt Dan Zarella gerne am Ende seiner Seminare. So wie dieser Satz bisher im klassischen Marketing gegolten hat, muss er auch für Marketing in Social Media gelten.
25. August 2011 um 15:33
Hallo,
ich kann das mit dem Marketing nur unterstützen. Es ist gar nicht so einfach und immer wieder fällt mir auf, dass man bei Facebook nur an Gewinnspielen bei großen Firmen teilnehmen kann, wenn man sie auch liked. Sonst geht es nicht, udn nur so scheint es auch zu funktionieren.
Gruß