Konnte sich die Weinfachhandel im Frühjahr immer noch von der Krise verschont fühlen, sehen Juni/Juli wesentlich problematischer aus. Unsere Kunden scheinen sich mit ihren Ausgaben auf den Urlaub zu konzentrieren, der jetzt oberste Priorität bekommen hat. „Das gönnen wir uns noch“, bevor die Krise voll durchschlägt. Generell sind die Verbraucher wieder preisbewußter geworden. Auch bei den Ausgaben für Essen und Trinken. Gleichzeitig werden Öko- und Bio-Argumente in breiten Kreisen weniger wichtig.
Jetzt kommt es auf vorsichtiges Gegensteuern an! Dabei sollte das Kleine Einmaleins nicht aus den Augen verloren werden. Eine alte Handelsweisheit sagt: Man kann mit bestehenden Kunden mehr Geschäft machen oder neue Kunden fürs bestehende Geschäft gewinnen. Für Viele gehts es aktuell erstmal darum, bestehendes Geschäft zu halten. Wer an zu vielen Schrauben dreht, verliert schnell die Übersicht!
Die Erfahrungen aus der letzten Krise 2003 zeigen, daß es wichtig ist, seinen Kurs beizubehalten. Wer massiv an den Preisen dreht, verliert bei seinen bestehenden Kunden an Profil und hat später Schwierigkeiten, wieder nach oben zu kommen. Wichtig ist, daß die Kunden im Wesentlichen in ihrem Preissegment weiter einkaufen, auch wenn sie vielleicht eine Flasche weniger kaufen. Das ein oder andere begründete Sonder-Angebot schadet nicht um auszugleichen, aber Deep-Discounting auf breiter Front bringt dauerhafte Verluste.
Riskant scheint auch der Versuch, jetzt an bestehende Kunden hochpreisiger zu verkaufen. Auch die BMV-, Mercedes- und Porsche-Kunden im Weinhandel sind zur Zeit massiv verunsichert und viel eher als noch vor einem Jahr bereit, einen Bordeaux-Jahrgang ausfallen zu lassen oder die nächste Party mit Prosecco statt Champagner zu feiern. Die Anbieter im Top-Wein und Champagner-Segment spüren zur Zeit die Krise am meisten. Also Vorsicht mit dem trading-up! Mit dem Einbau von Designer-Sessel-Garnituren etwas warten!
Wein ist nach wie vor in! Mehr Service und leichterer Zugang für bestehende und neue Kunden ist deshalb erfolgversprechend. Jacques hat rechtzeitig seinen neuen Internet-Shop gestartet. Noch immer gibts in Arnsberg kein Jacques Wein-Depot, aber den Wein von Jacques-Wein-Depot innerhalb von 48 Stunden.
Und: Ran an neue Kunden! So begibt sich zum Beispiel HAWESKO mit TVINO auf die Suche nach jüngeren Zielgruppen.
Gegensteuern in Zeiten der Krise – aber richtig.