Bei Schlecker war es eindeutig zu spät: als man dort auf die Idee kam, einmal das laufende Geschäftsmodell zu überdenken und die Läden zu renovieren, war nicht mehr genug Substanz da, um einen Relaunch zu finanzieren. Die Folgen kennen wir alle.
Jeder, der ein Geschäft betreibt, mag es momentan auch noch so erfolgreich sein, sollte es von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand stellen.
Konzepte altern manchmal noch schneller als ihre Kunden – oft spielen modische oder stylische Aspekte eine Rolle. So gilt es, nicht nur zu prüfen, sondern ständig anzupassen und zu modernisieren.
Pausiert man beim Modernisieren oder läßt es einmal „schleifen“, ist die Gefahr groß, daß früher oder später der „Schlecker-Effekt“ einsetzt. Bei vielen, oftmals kleineren Weinläden ist es in diesm Sinne „kurz vor zwölf“.
Worauf sollte man achten?
Viele Kollegen achten zwar sehr auf ihr Sortiment, kümmern sich aber viel zu wenig um ihren Ladenauftritt! Unsere Kunden haben Einkaufen gelernt, bei Aldi, Edeka und REWE. Die haben sich im Laufe der Zeit mächtig geändert – und auch unsere Kunden haben mitgelernt: helle, aufgeräumte, übersichtliche Läden, breite Gänge, Zugang zur Ware, Selbstbedienung heissen die Stichworte.
In vielen Läden sieht es genau anders aus: dunkel, eng, unübersichtlich mit einem Cerberus hinter dem Tresen oder an der Kasse – der auch noch alles besser weiss. Bitte nicht denken: wir sind das Kontrastprogramm zum seelenlosen Lebensmittelhandel! Erstens haben etliche Konzepte im LEH jetzt eine Seele – ich denke da an die Selbstständigen bei Edeka oder REWE – und zweitens sind am Ende auch die ehemaligen Schlecker-Kunden lieber zu DM oder Rossmann gegangen!
Kommunikation noch zeitgemäß?
Neben der Ladengestaltung gehört auch die Kundenansprache überprüft: wie und wie oft werden die Kunden angesprochen? Wie sehen die Mailings aus? Ist vielleicht ein Teil der Kunden jetzt schon über Newsletter und Email zu erreichen? Werbung ist visueller geworden – oft auch plakativer. Auch hier bringt das Beharren bei alten Standards nichts: die Sehgewohnheiten ändern sich genau so wie die Einkaufsgewohnheiten. Wird nicht auch hier von Zeit zu Zeit angepaßt, drohen wir mit den alten Kunden zu sterben!
Wie sieht es aus mit Kundenkarten, Kundenclubs, unseren Veranstaltungen – die Zeit des Nachholbedarfs an Weinwissen ist vorbei – heute steht der Genuss im Vordergrund. Und auch der Spaß! Jawohl, auch wenn es manchem nicht gefällt – der Spaß! Einkaufen bei Schlecker war nun wirklich das Gegenteil von Spass. Leider wird dem Wein in vielen Fachgeschäften mit einem Bierernst begegnet….
Wo gibt es neue Ideen?
Wo ansetzen? Woher Ideen nehmen? Manchmal hilft es, sich ein bißchen bei Kollegen umzutun. Mal wieder zu einem neuen Jacques‘ gehen oder in einen Vino Laden. Auch MöPi hat renoviert und letzte Woche hat in Dortmund ein neuer Gallier-Pilotladen eröffnet… oder sich Läden im Ausland anschauen. Generell sollte man erst einmal versuchen, seinen eigenen Laden und seinen Auftritt aus den Augen der Kunden zu betrachten.
Prüfen, testen, ständig anzupassen und zu modernisieren ist Bestandteil unserer Arbeit im Handel. Das macht den Job so spannend!
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