Landsknechte im Hof des Pauliklosters

Ihre letzte Schlacht – ein Ausflug nach Brandenburg

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Am 4. Oktober 1636 – es war ein Samstag –  trafen 19.000 schwedische Soldaten südlich von Wittstock im Norden Brandenburgs auf ca. 22.000 Mann der verbündeten kaiserlich-sächsischen Armee. Die schwedischen Infantristen, Musketiere und Reiter stammten aus Deutschland, Skandinavien und Schottland.

Es war eine der größten Schlachten des dreißigjährigen Krieges. Am Abend dieses denkwürdigen Tages blieben  8.000 von ihnen tot auf dem Schlachtfeld zurück.

Landsknechte im Hof des Pauliklosters

Landsknechte - jeder hat fast 400 Jahre später seinen eigenen Pass bekommen foto:mpleitgen

Im März 2007 legte ein Bagger in einer Kiesgrube bei Wittstock menschliche Knochen frei. Man dachte zuerst an KZ-Tote aus den schrecklichen Todesmärschen kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges. Bald stellte sich jedoch heraus, dass es sich um ein Massengrab mit Landsknechten handelte, die am 4. Oktober 1636 an den Folgen der Schlacht umkamen.

Was man hier mit dem Bagger angeschnitten hatte, war eines der größten erhaltenen Massengräber des 30-jährigen Krieges – 125 tote Söldner konnte man identifizieren.

Die Ausgrabungen wurden zu einem interdisziplinären Projekt für Historiker, Archäologen, Forensiker, Anthropologen, Röntgen- und Nuklearmediziner und andere. Das Schlachtfeld wurde aufwendig mit den modernsten wissenschaftlichen Methoden untersucht. Die Ergebnisse werden jetzt im Brandenburgischen Landesmuseum im Paulikloster in Brandenburg/Havel gezeigt.

Jeder hat seinen eigenen Pass

Als gelernter Historiker habe ich mich gefragt, ob ein Massengrab ins Museum gehört. Die Menschen kamen bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben – und wurden anonym in einem Massengrab „entsorgt“. Die Forscher konnten ihnen einen Teil ihrer Identität zurückgeben – sie werden in den Protokollen  als „Individuum XX“ geführt. Gleichzeitig kann man Aussagen über ihre Kindheit, Jugend, Ernährung, allgemeine Gesundheit und ihren Tod machen.

Gemäß den ethischen Grundsätzen sind in der Ausstellung keine kompletten Skelette zu sehen – aber jede Menge kommentierter Knochenfunde. Im Innenhof des Kreuzganges stehen die Söldner als „Papp-Kameraden“ in Reih und Glied – jeder hat seinen Pass mit Herkunft, Alter, Entwicklung und Todesursache.

Ob die Landsknechte damals Wein getrunken haben? Belege dafür gibt es in der Ausstellung nicht. Aber sie bekamen Branntwein ausgeschenkt – bei den Ausgrabungen wurden kleine Zapfhähne für Spritfässer gefunden.

Forensikern und Anthropologen bei der Arbeit zuschauen

Die Ausstellung ist nicht nur für Historiker interessant – spannend ist sie auch für denjenigen, der die Romane von Kathy Reichs oder Patricia Cornwell gelesen hat. Was dort als kriminalistische Fiktion vorkommt , kann man hier in der Realität anschauen. Und wenn man schon einmal dort ist, kann man auch gleich das fantastisch restaurierte Paulinerkloster besichtigen. In einem weniger guten Zustand ist der berühmte Brandenburger Dom auf der Dom-Insel. Bei einem Rundgang durch die Stadt fällt auf, dass noch einiges zu tun ist. Besonders hässlich sind neben den Hinterlassenschaften von vierzig Jahren Sozialismus die aktuellen Bausünden am Neustädter Markt und am Bahnhof.

Im Winter ist die Ausstellung „1636 – ihre letzte Schlacht“ in München zu sehen, im kommenden Sommer in Dresden. Ein Blick in den Katalog kann man hier tun – zum Thema „Schlachtfeld-Archäologie“ gibt es ein aktuelles Buch von Thomas Brock.

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