Man darf schon jetzt davon ausgehen, daß es bei der Frankfurter Buchmesse in diesm Jahr nicht allzuviele Neuerscheinungen zum Thema Wein geben wird. Die Zahl der Titel ist in den letzten Jahren kontinuerlich zurückgegangen. Auch das „neue“ Buch von Jancis Robinson ist nicht wirklich eine Neuerscheiunung. Das Hallwag Handbuch Wein ist eine Neuauflage des „Wein Kurs“, der bereits Mitte der neunziger Jahre erstmals in deutscher Sprache erschien.
Das Buch ist handlicher geworden, viele Kapitel sind überarbeitet worden. Erfreulicherweise wurde auch der Teil über Italien auf 26 Seiten verdoppelt. Er spiegelt damit aber immer noch nicht die Bedeutung, die italienische Weine in Deutschland haben. Frankreich ist dagegen fast überpräsent, ebenso die Neue Welt. Jancis Robinson korrigierte mich auf die Frage, ob das Buch nicht doch eine sehr britische Sicht auf die Weinwelt gebe. „Nicht britisch, eher international.“ Tatsächlich hat Italien international nicht die Bedeutung, die es am deutschen Markt hat. Warum italienische Weine in UK weniger wahrgenommen werden, liegt für Robinson zum einen an den Importeuren, die sich lieber mit Franzosen beschäftigen. Zwei weitere ihrer Gründe sind interessant: „Wir Briten fahren lieber nach Frankreich, das ist viel näher und wir kennen uns da aus.“ Und „Italienische Etiketten sind kompliziert, die Weine zum teil schwer verständlich. Der Vorteil aus Sicht vieler Weinfans: – viele autochthone Rebsorten – kann aus der Sicht des Normal-Konsumenten auf einmal zum Nachteil werden, weil zu kompliziert und unvertraut.“
Warum in einem Buch, daß im Herbst 2010 erscheint, kein einziges Wort über die neue EU-Wein-Gesetzgebung steht? „Da gilt eine Übergangsregelung und der Klärungsprozeß in den einzelnen EU-Ländern läuft noch. Ich frage mich auch, ob ein solches Thema die Leser überhaupt interessiert“ meinte Jancis Robinson in unserem Gespräch. Trotzdem ist die gesamte alte Gesetzgebung mit länderspezifischen Bezeichnungen im Buch abgebildet. Hier merkt man dann die Schwerfälligkeit internationaler Lizenz-Ausgaben: oft tragen die Länderausgaben den örtlichen Gegebenheit nicht genug Rechnung und in der Regel liegt das Erscheinungsdatum des Originals schon einige Zeit zurück, darunter leidet dann die Aktualtät.
Trotzdem ist das Hallwag Handbuch Wein allen Weinfans zu empfehlen, die einen Überblick über die Weinwelt gewinnen möchten. Die Artikel gehen nicht sehr weit in die Tiefe, reichen aber für wichtige Hinweise. Wer sich dann für das ein oder andere Thema interessiert, wird sowieso zu einer Spezialedtition greifen. Auch sollte jeder Berufsanfänger Jancis Robinson’s Handbuch im Schrank stehen haben. Später kommt dann ganz sicher noch das Oxford Weinlexikon dazu.
Das Hallwag Handbuch Wein
Jancis Robinson
- 384 Seiten
- Verlag: Gräfe & Unzer (1. September 2010)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3833819804
- ISBN-13: 978-3833819803
13. September 2010 um 11:45
Jancis meint, die Vernachlässigung Italiens sei nicht britisch, sondern international. Bullshit! Es reicht, den Marktanteil der italienischen Weine in den USA zu betrachten, sich die starke Präsenz asiatischer und osteuropäischer Verkoster bei den jährlichen Präsentationen in Toskana und Piemont vor Augen zu halten – bei denen übrigens Jancis selten bis nie zu sehen ist. Dagegen wird sie selbst gefühlt jede zweite Woche nach Chile, Südafrika oder sonstwohin eingeladen. Vermutlich ist diese Sicht auf Italien nicht mal besonders britisch, sondern schlicht eine sehr janciische Form der Ignoranz.
16. September 2010 um 15:57
Warum italienische Weine im übrigen Ausland weitaus weniger Beachtung finden als in Deutschland, ist doch müßig. Tatsache ist, dass es sich statistisch beweisen lässt. Und dass es sehr schade ist. Denn meines Erachtens kommt kein französischer oder spanischer Wein (obwohl es dort natürlich sehr, sehr gute gibt!) an das Aroma eines guten Chianti hin. Oder von mir aus auch an das von irgendeinem anderen DOGC-Wein.
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