Das Publikum war dieses Mal wirklich jünger: bei der Madeira Präsentation in Hamburg sah man in dieser Woche nicht nur die altbekannten Gesichter, sondern eine ganze Reihe junger Wein-Profis aus Handel und Gastronomie. Sie machten sich beim Seminar Notizen und stellten Fragen. Hat Madeira die Chance, ein jüngeres Image zu bekommen?
Darüber sprach ich mit Joao Nunes, Vize-Präsident des Madeira Wine Institute.
Der deutsche Markt ist nach Frankreich und Großbritannien der dritt-wichtigste für Madeira in Europa. Die wichtigsten Märkte sind die USA und Japan. Mit den USA gibt es eine lange Geschichte: mit Madeira wurde schon die Unabhängigkeitserklärung gefeiert. Japan ist immer wichtiger geworden: fernöstliches Essen und Madeira Wein passen gut zueinander und es gibt seit einigen Jahren eine japanische Beteilung an einer großen Winery.
Seit 2007 veranstaltet das Madeira Wine Institute Verkostungen in Deutschland. Die beiden letzten Male in Hamburg, davor in Berlin und München. Nunes berichtet von einem steigenden Interesse im Fachhandel: neben Basis-Qualitäten seien auch mehr und mehr Colheitas und Vintages zu finden. Madeira bietet gerade bei alten Weinen ein beispielloses Qualitäts-Preis-Verhältnis. Man möchte etwas von dem altväterlichen, leicht verstaubten Image wegkommen, das dem Madeira Wein immer noch anhaftet. Deshalb wird versucht, ein jüngeres Publikum anzuprechen. Mittlerweile gibt es auch erste moderner aufgemachte und leichter zugängliche Produkte, wie den Alvada von Blandy’s.
Es könnte sein, dass Madeira bei jungen Leuten eine Chance hat: sie sind mehr an Cocktails als an Wein interessiert – einen 3 – 5 Jahre alten Madeira kann man auch einfach mal „on the rocks“ geniessen und er eignet sich auch zum Mixen. Geschmacklich liegt er näher als ein Wein.
Madeira erzeugt jährlich um 3,4 Millionen Liter. Der größte Teil wird ohne Alterangabe verkauft und ist nur 3 Jahre gereift. Interessant für Geniesser wird es bei den Blends ab 10 Jahren bis 15 Jahren Reifezeit. Hier hat man schon eine Rarität im Glas: Madeira verkauft von diesen Qualitäten jährlich nur rund 100.000 Liter. Bei den Jahrgangs-Madeiras sind es sogar nur ca. 35.000 Liter pro Jahr. Besonders interessant sind die Weine aus den weissen Rebsorten wie Sercial oder Verdelho: sie machen nur 10% der gesamten Madeira Produktion aus, sind aber auch nach achtzig oder neunzig Jahren Lagerung immer noch frisch und voller Spannung.
12. November 2010 um 10:49
Aus meiner Sicht hat auch die Zusammenarbit mit Alois Kracher die Region interessanter gemacht.
Kann man sich um den Posten des Madeira-Botschafters bewerben?
12. November 2010 um 11:02
Den Madeira-Botschafter gibts noch nicht – ist aber eine gute Idee!