Mit 3,28 Mrd Euro liegen die französischen Weinexporte im ersten Halbjahr 2009 historische 24,6% unter den Zahlen von 2008. „Die Erfolge der letzten Jahre sind zunichte gemacht. Wir sind wieder auf dem Niveau von 2004 angekommen“ stellte die Vereinigung der Weinexporteure (FEVS) bei der Vorstellung der Zahlen fest.
Das die Krise die „fine wines“ tatsächlich am heftigsten trifft, ist jetzt an den Zahlen abzulesen: der Champagner-Export hat sich mit minus 45,2% fast halbiert, es folgen Burgund mit minus 30,3% und Bordeaux mit minus 27,5%. Zieht man für Bordeaux den „2005-Effekt“ ab, der die Zahlen 2008 nach oben trieb, bleibt immer noch ein minus von 24,2%.
Einigermaßen gehalten haben sich die relativ preiswerten AOC Weine des Languedoc / Roussillon mit -4,9% Menge und -8,5% Wert. Aber auch hier läßt sich der Trend zu preiswerterer Ware feststellen: während der Flaschen-Absatz zurückgeht, stiegen die Exporte für Offenwein aus der Region um spektakuläre 63,4 % (Menge) und +87,9 % (Wert) bei Weisswein und +14,1 % (Menge) und + 18,8 % (Wert) für Rotwein. Weiteres Indiz für den Preiswert-Trend: im Vergleich zu den Qualitätsweinen haben in allen Regionen die Landweine weniger eingebüßt.
Die Regionen im einzelnen:
- Bordeaux -20,2% Menge und -27,5% Wert
- Burgund -26,9% Menge und -30,3% Wert
- Beaujolais – 21,5 % Menge und -22,8 % Wert
- Côtes du Rhône -20,2% Menge und -14,3% Wert
- Elsaß -10,5 % Menge und -13 % Wert
- Loire -39,8 % Menge und -28 % Wert
- Languedoc / Roussillon AOC -4,9% Menge und -8,5% Wert
Die Verluste verteilen sich gleichermaßen auf alle Exportländer. Ausnahme Honkong und China. Hier nahmen die Exporte wertmäßig sogar um 25% zu.
Die FEVS und ihr Präsident Claude de Jouvencel hoffen auf eine Erholung im 2. Halbjahr. Jouvencel meint, der starke Einbruch sei auch darauf zurückzuführen, daß vor allem in den USA die Händler ihre Lagerbestände nach unten gefahren hätten. Insgesamt hätte das erste Halbjahr nach den Hoch-Rechnungen auf der Basis der Zahlen von 2008 noch schlechter ausfallen müssen, sagte er. Zusammen mit den weniger dramatischen Inlandszahlen sieht er darin Zeichen für eine Trendwende.
Interessant: die französische Krise ist nicht hausgemacht, sie spiegelt ziemlich exakt das Geschehen an der Absatzfront wieder. Hochpreis leidet, Champagne und Bordeaux lahmen. Beredtes Beispiel sind bei uns die HAWESKO-Zahlen aus dem ersten Halbjahr. Sortimente werden zusammengefahren. Man schaue einmal auf das Angebot bei Netto und Lidl. Hoffnungsträger sind nicht in Sicht: Bio wird zur Normalität, auch in Preis und Spanne. Die fast euphorisch gefeierten VDP-Weine beim Discounter sind auch eher ein Zeichen für die Krise: ohne die tatkräftige Hilfe von Aldi & Co lägen die Mengen noch in den Kellern und drückten auf die Preise.
Das Kaufverhalten scheint sich tatsächlich zu verändern, wir hatten dazu berichtet: Geiz ist nicht mehr geil, “ Value for money“ tritt an seine Stelle. Darauf gilt es die individuelle Strategie aufzubauen. Trading-Up funktioniert nicht, es geht eher darum, Preis/Leistung deutlich zu machen.
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11. September 2009 um 11:36
Die ersten Tranchen der Subskription liessen ob der niedrigen Preise zwar aufhorchen, doch letztendlich sind die PGCC und Super-Seconds des Bordeaux doch diesbezüglich fast wieder ins Fahrwasser manövriert.
Es sind aber nicht die großen Chateaus, die von der Preistreiberei profitieren – Haut Brion verkauft seine Flaschen derzeit netto für € 145,- – Finanzierung und Kaufkraft haben erwartungsgemäß nachgelassen und die Orientierung hin zu gut gemachter Ware mit tragbarem Preis-Leistungsverhältnis ist auch in der Kapitalgesellschaft angekommen.
Angebot und Nachfrage – die Wirtschaftskrise scheint Neues zu lehren.
Nun bestimmt der Preis den Absatz, nicht mehr die Nachfrage den Preis.
Und mit lancierten Meldungen über angebliche Hagelschäden (ich habe letzte Woche keine gesehen) wird dem bereits gelobten Jahrgang 2009 bereits jetzt der Steigbügel für hohe Preise gehalten.
In meinen Augen ist die französische Absatzkrise schon ein Stück weit hausgemacht. Negociants und Financiers waren in den letzten Jahren mitverantwortlich für ausufernde Preise, nun müssen sie aus den abebbenden Absatzzahlen ihre Lehre ziehen.
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