Long Island – eat local,drink local

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Eat and drink local - Alure in Southold Long Island foto:mpleitgen

Eat and drink local - Alure in Southold Long Island

Ein Wochenende Urlaub von der Stadt – wir waren nicht die Einzigen, die sich das dachten. Dichter Verkehr: von Manhattan durch den Tunnel unter dem East River und dann immer Richtung Osten. Long Island gehört mit zu den beliebten Wochenend-Trips der New Yorker.

Long Island ist eigentlich eine Insel im Atlantik  Nach etwa 160 Kilometern muß man sich entscheiden: wer Sonne, Meer, Strände und entspanntes Dasein inklusive Party sucht, der hält sich südlich und fährt in die Hamptons. Die Haupt-Orte heißen Southampton, Brigdehampton und Easthampton – daher der Name.

Viele gut betuchte New Yorker haben hier ihre Wochenend- und Ferienhäuser. New England Atmosphäre – stilvolle Villen mit parkähnlichen Gärten. Praktischerweise sind die Friseure, Boutiquen und Juweliere gleich mit heraus gezogen oder haben hier ihre Dependancen errichtet. Die Jugend trifft sich zum Cocktail in den Strandbars Richtung Montauk. Der Q7, Cayenne, BMW oder Mercedes Gelände-Wagen wird lässig in den Dünen abgestellt. Montauk ganz am Ende der Hamptons gehört dann wieder den Familien des Mittelstandes.

Die Weinfreunde biegen Richtung Norden ab: bis auf wenige Ausnahmen liegen alle der 60 Long-Island-Weingüter auf der North Fork – einer Landzunge, die sich, oft weniger als fünf Kilometer breit, etwa 35 Kilometer in den Atlantik erstreckt. Hier reiht sich dann eine Winery an die andere.

Dianne kennt sich aus

Dianne showing off - Comtesse Thérèse Bistro foto:mpleitgen

Dianne showing off - Comtesse Thérèse Bistro

Das erste Weingut auf der Route ist Comtesse Thérèse. Direkt an der Straße liegt das Bistro – ein kleines französisches  Restaurant im Napoleon III Stil. Die Weine werden im Johnson erwähnt. Die Küche ist frankreichorientiert:  Chevre chaud, Enten-Confit, Seafood Chowder – alles home grown und lecker. Überraschung:  Dianne, die Restaurantmanagerin ist ausgebildete Sommerliere, kennt sich bestens mit deutschen Weinen aus und ist zu jedem Spaß aufgelegt.

Drink Local

Bei Paumanok Vineyards erzählt uns Kareem Massoud von den Anfängen des Weinbaus auf Long Island in den 70er Jahren – eine der jüngsten Regionen in der Weingeschichte Amerikas.  Seine Eltern kauften 1983 ein Stück Land auf der North Fork und pflanzten die ersten Reben. Sein Vater stammt aus dem Libanon und war für IBM tätig. Seine Mutter kommt aus der Pfalz, aus der Nähe von Kirrweiler und ist sozusagen mit dem Wein im Blut aufgewachsen. Bei unserem Besuch kümmerte sie sich gerade um ein Paar, das auf dem Weingut seine Hochzeit feiern will.

David Wrigley MW und Kareem Massoud - Paumanok Vineyards

David Wrigley MW und Kareem Massoud - Paumanok Vineyards

Feste, Veranstaltungen gehören in den meisten Wineries zum Programm. Es gibt fast überall ein lauschiges Plätzchen im Garten, das zum Picknick einlädt. Die Zutaten und auf jeden Fall den Wein gibts direkt vor Ort. Die Winzer haben sich auf ihre Kunden eingestellt: Erlebniseinkauf heißt das Angebot an die New Yorker und das geht bis zu der Grillstation im Garten, den Austern aus dem Long Island Sound oder der Käseplatte „von hier“.

„Mehr als die Hälfte unserer Weine geht hier direkt an die Touristen. Von niemand bekommen wir mehr Geld für unseren Wein“ sagt Kareem. „Und die Leute haben etwas verstanden – less but more – beim Genießen ist es wie beim Wein, viel ist oft das Gegenteil von Qualität. Die Suche nach dem Authentischen vor Ort – local drinking – das hat uns durch Krise geholfen.  Seit 2010 geht es wieder deutlich aufwärts!“

Kareem hat nicht nur über seine Mutter eine Beziehung zu Deutschland – er hat einige Acres Riesling gepflanzt  – schlank, mit einer knackigen Säure und viel Frucht – so wie ein moderner Riesling sein soll. Sehr gelungen ist auch der Chenin Blanc, der ausgezeichnet zu den Long Island Austern paßt.  Cabernet Franc und Merlot kommen seiner Meinung nach auf den sandigen Böden und im milden Long Island Klima am besten. Kein Wunder – Boden und Klima sind den Verhältnissen in Bordeaux recht ähnlich. Die Cabernets sind fruchtbetont, die Merlots voll und beerig.

Kareem ist gerade dabei an der New Yorker Schule sein WSET Diploma in Wines and Spirits abzuschliessen und freute sich über den den Besuch von WSET Director David Wrigley MW.

Tasting mit Riva Packard bei Bedell Cellars

Tasting mit Riva Packard bei Bedell Cellars

Lord of the Rings

Ein paar Kilometer weiter hat sich Michael Lynne, der unter anderem Lord of the Rings produzierte mit Winemaker Rich Olsen-Harbich zusammengetan. Olsen-Harbich brachte den Weinbau auf Long Island so richtig in Schwung, als er die offizielle Anerkennung als eigene Appellation durchfocht. Bedell Cellars ist heute das Flagshiff der Long Island Wineries. Und auch hier ist Cabernet Franc und Merlot stark. Das Aushängeschild ist der „Musée“, ein Bordeaux-Blend. Der 2007er war dem Wine Spectator 91 Punkte wert.

Alle Bedell Weine, auch die Chardonnays und der gerade herausgekommene Viognier, sind Rebsorten-Weine wie aus dem Bilderbuch – der jeweilige Rebsorten-Charakter ist deutlich herausgearbeitet, ohne eindimensional zu sein. Das Angenehme auf Long Island: es gibt kaum Alkoholexzesse, wie man sie in Kalifornien findet. Die Weine sind eher auf der Fruchtseite und trotzdem komplex und vielseitig.

Eat Local

Abends sitzen wir auf der Terrasse vom Alure Chowder House & Oyster-IA am Hafen in Southold und probieren die Weine noch einmal zum Essen. Das Alure sieht aus wie eine Strandbar und ist hier so etwas wie ein Geheimtipp – wobei auf der kleinen Insel nichts geheim bleiben kann. Schon garnicht, wenn es ein paar umtriebigen Jungs gehört, die auf Long Island eine ganze Reihe von Restaurants betreiben. Das Prinzip ist einfach: einer weiss wie es geht und kümmert um Stil und Marketing, die Partner vor Ort stehen am Herd und hängen sich voll rein.

Alure-Inhaber Adam Lovett sagt, worum es in diesem Sommer geht  “Relaxing by sparkling water. Eating delicious seafood. And spending time in great company.“ Die Gäste haben verstanden – es ist entsprechend voll.

Seafood ist das zentrale Thema – Chicken oder Steak „if you must only“. Die meisten Fische und die Austern kommen direkt aus dem Bay oder von der Atlantikküste – sind entweder klassisch zubereitet oder aber amerikanisch. Schwertfisch vom Grill mit Thai Green Curry und einer Ananas Mango Sauce. Mir hat der Chili Dusted Yellow Fin Tuna mit Algennudeln und Tomato Jam geschmeckt. Dazu die Weine von der Insel – eat local, drink local. Beim nächsten New York Besuch werde ich auf jeden Fall wieder rausfahren.

Weitere Long Island Fotos auf der Flickr Seite von Weinakademie Berlin