Die Presse schien die Tage überzulaufen von Erfolgsmeldungen zu McD und Co. „Schon im letzten Quartal haben wir gesehen, dass die Leute von teureren Restaurants zu uns kommen“, war gestern in der Süddeutschen (print) vom Deutschland-Geschäftsführer des weltweit größten Buletten-Braters zu lesen. „Fast-Food ist eine Wachtumsbranche“ pflichtet ihm Guido Zeitler von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG bei. Der Trend sei schon vor der Krise spürbar gewesen und habe sich jetzt noch einmal beschleunigt.
Der drink tank berichtete gestern, dass im Zeichen der „golden arches“ 2009 hierzulande 40 neue Outlets und 100 neue McCafés eingerichtet werden sollen. In den USA boomt Fast-Food bereits – auf Kosten der Öko-Läden. Weltweit wuchs der Marktführer im vergangenen November (letzte Zahlen) um 7,7% gegenüber Vorjahr. Flächenbereinigt!
„Convenient locations, extended hours and quality food at an outstanding value are all reasons why people are choosing McDonald’s,“ meinte dazu McDonald’s CEO Jim Skinner nach einem Bericht des Branchen-Tickers CSNews. Er sieht sich und seine deutschen Mitstreiter als Krisengewinner.
Ganz so sehr können sich seine Franchiser darüber nicht freuen: ein Großteil des Wachstums geht auf die Einführung von 1$ Meals zurück. Auch in Deutschland bietet McD laut SZ zehn Produkte für einen Euro an. Für drei Euro am Tag könne man bei Ronald McDonald (Hartz IV gerecht) satt werden. In den USA läuft bereits der Kampf um das 99 Cent und 96 Cent Meal. Das zeigt, wo es langgeht.
Fast-Food-Franchiser in den USA haben vorgerechnet: Bei gleichem Umsatz steigen die Kosten für die Billig-Burger um 40%. Auch wenn beim 1-Euro-Burger eine Scheibe Käse weniger drauf ist, die Personal-Kosten lassen sich nicht reduzieren. Sie steigen sogar. Ein Burger ist eben ein Burger. Wie so oft, bleibe die Entscheidung zwischen Pest und Cholera, berichtet CSNews: „Willst du mit deinem Laden Geld verdienen oder deine Kunden behalten?“ Ein Null-Summen-Spiel. Dem Franchise-Geber sei das egal, er verdiene in jedem Fall, so die Franchisenehmer.
Das ist übrigens nicht nur bei McD so, sondern auch bei Burger King, KFC, DunkinD und dem heimlichen Shooting-Star Subway. Überall dort müssen die Franchiser vor Ort die Trading-Down Politik ihrer Zentrale mitmachen. Wenn der Deutsche Hotel und Gaststätten Verband (DEHOGA) laut SZ empfiehlt, sich durch kleine preisgünstige Angebote von den wachsenden Fast-Food-Ketten abzusetzen, passiert betriebswirtschaftlich für den Gastronomen das Gleiche. Der Unterschied: er ruiniert sich vollkommen freiwillig. Die Lösung des Problems hat auch die DEHOGA leider noch nicht gefunden.
18. Februar 2009 um 15:52
Das mit dem Nullsummenspiel verstehe ich nicht.
Bei einem Nullsummenspiel, gewinnt der eine, was der andere verliert, z.B. beim Kartenspielen um Geld. In diesem Fall scheint es aber so zu sein, dass die Summe positiv ist, weil die Gewinner (Franchisegeber durch höheren Umsatz, die Kunden über sinkende Preise und eventuell sogar auch Beschäftigten durch mehr Jobs und steigende Löhne) mehr gewinnen, als die Franchisenehmer verlieren.
Und die Wahl zwischen Pest und Cholera kann kein Nullsummenspiel sein, weil zu einem Spiel mindestens zwei gehören.
In der Wirtschaft sind Nullsummenspiele einfach extrem selten.
19. Februar 2009 um 19:20
@mixalhs
Danke für den Hinweis. Im Spieltheoretischen ist die Bezeichnung sicher falsch. Siehe hier http://2big.at/vjl.
Gemeint habe ich: für den Shopkeeper macht es wenig Unterschied. Entweder die Preise sind hoch und die Kunden bleiben weg. Oder er versucht es über niedrige Preise. Dann steigen bei der Bulettenbraterei die Kosten überproportional. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass er den Laden zumachen muss.
Pingback: Schnelle Schüsse in harten Zeiten: McDonalds in China
23. März 2015 um 12:47
Ein klarer Trend? Ja! aber wenn man sich in einer McDonalds Filiae umschaut, kann man diesen Zahlen nicht wirklich glauben. Kaum eine Bestellung unter 10 Euro. Klar bestellt der eine oder andere einen 1-Euro-Burger dazu, aber mit 3 Euro einen ganzen Tag satt werden? Noch nie in einer Filiale gesehen. Und Fast-Food ist nicht gleich Kaffee. Die McCaffé Filialen sind eine angenehme Alternative zu teuren Läden wie Starbucks oder San Fransisco Coffee. Als langjähriger Veganer findet man mich sowieso nur in der bequemen Kaffee-Abteilung :)
Was das Nullnummer-Spiel angeht, kommen diese in so ziemlich jedem großen Konzern vor. Wachstum ist nicht mit Gewinn gleichzusetzen. Eine Firma kann wachsen und gleichzeitig rote Zahlen schreiben. Für den Franchise-Geber bedeutet das immer einen Gewinn. Aktuelles Beispiel: Zalando. Während die Firma schon seit Jahren rote Zahlen schreibt, hat die inhabende Aktiengesellschaft schon über eine halbe Millarde Profit aus dem Projekt geschlagen.