Natürlich gab es am Dienstag-Abend nur zufriedene Gesichter – bei den einen, weil sie in den letzten drei Tagen viele Leute getroffen und gute Gespräche geführt hatten, bei den anderen, weil sie jetzt endlich ihre Sachen zusammenpacken und die Heimreise antreten durften.
Natürlich kann die Düsseldorfer Messe wieder einen Rekord melden: 4.830 Aussteller und mehr als 48.000 internationale Fachbesucher. Und natürlich gibt es, wo es Licht gibt, immer auch Schatten.
Die Engländer sind da
Die Messe ist wieder größer geworden. Viele Aussteller waren zum ersten Mal dabei. Sie ist auch internationaler geworden – die Zahl der internationalen Besucher hat zugenommen. „Die Zahl der Besucher aus China und Hong Kong hat sich im Vergleich zur ProWein 2013 mehr als verdoppelt“ ließ die Messe verlauten. Auch die englischen Einkäufer sind jetzt da. Der Londoner International Wine Trade Fair (LIWTF), die dieses Jahr aus dem Messegelände in den Docklands wieder in die kleinen Ausstellungshallen in Kensington zurückkehrt, geben die Briten noch ein bis maximal drei Jahre bis zum Aus.
Nächstes Jahr endlich mehr Platz
Dreißig Prozent der Besucher waren zum ersten Mal da. Viele waren von der Vielfalt erschlagen. Wer sich vorher nicht einen detaillierten Besuchsplan zurechtgelegt hatte, sah auf der Messe nichts – weil es einfach zu viel auf zu wenig Platz zu sehen gab.
Die Platz-Situation soll sich im nächsten Jahr ändern. Die ProWein wird dann in den anderen Teil der Düsseldorfer Messe umziehen – dort soll eine 30% größere Fläche zur Verfügung stehen. Damit werden dann diejenigen, die bisher außen vor blieben, eine Chance bekommen und auch der Wunsch nach größeren Ständen soll erfüllt werden.
Deutsche Aussteller waren nicht nur zufrieden
Der Umzug bedeutet aber auch, dass „die Karten neu gemischt werden“ und sich dann die Besucher zum dritten Mal auf die Suche nach „ihren“ Austellern machen müssen. Befürchtungen dieser Art hört man vor allem von deutschen Ausstellern, die letztes Jahr in die Halle 6 umziehen mussten.
Viele waren mit dem diesjährigen Umbau in der Halle 6 nicht zufrieden. Unübersichtliche, labyrinthische Gänge im hinteren Bereich ließen ein leicht chaotisches Bild aufkommen. Dass man aber auch im hintersten Winkel noch glücklich sein kann, bewies Markus Schneider. Am Gemeinschafts-Stand von Schneider, Hensel, Tesch und Bosfood fanden sich von morgens bis abends die Fans in großer Zahl ein.
Gute Stimmung – keine großen Themen
Nimmt man die Stimmung bei der ProWein als Barometer für die Stimmung in der Branche – so muss es gut gehen. Allerdings: die Deutschen waren in diesem Jahr nicht auf der Suche nach neuen Kunden – es gibt eh nichts zu verkaufen. Man hofft auf einen normalen Herbst in 2014. Ähnlich sieht es bei den Italienern und Franzosen aus – insofern gab es für die Messe keinen spannenden Themen.
Neue Produkte – Mixen ist angesagt
Auffallend waren die vielen neuen, bunten Produkte. Weinmixgetränke und Aperitif-Varianten liegen im Trend. Zielgruppe sind junge Leute – entsprechend ist das Packaging. So stellte ZGM mit „Hello Kitty“ ein alkoholfreies Markengetränk für Kinder vor – Zielgruppe Mädchen-Party. Sicher ein in vieler Hinsicht gut gemachtes Produkt mit großem Potential – allerdings: ohne näher hinzuschauen, denkt man spontan an einen Sekt für Kinder – ob das so in Ordung ist, darüber läßt sich diskutieren.
Nicht jede Person ist auch eine Persönlichkeit
Auffallend waren in Düsseldorf auch die Präsentationen vieler junger Winzer – man sieht sich gerne großformatig im Portrait. Auftritt und Auftreten gefielen nicht jedem – wie man auf Facebook verfolgen konnte. Sicher ist nicht jede Person eine Persönlichkeit und nicht jeder ist ein Markus Schneider – aber man ist selbstbewusster geworden und das eigene Gesicht ist nun mal tatsächlich ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal.
Gute Vorbereitung ist Voraussetzung für Messe-Erfolg
Gut besucht waren nicht nur die Veranstaltungen beim ProWein Forum, auch wer rechtzeitig seine Tastings am Stand im Veranstaltungsführer platzieren konnte, der als separates Booklet verteilt wurde, hatte regelmäßig „volles Haus“.
Ein voller Erfolg war auch die Fachveranstaltung am Sonntag bei der Weinakademie Berlin und Wein+Markt Best Practice Beispiele aus dem Fachhandel vorstellten. Mehr als 120 Teilnehmer ließen sich 45 Minuten lang von der Gemeinschaftsaktion Münchener Fachhändler unter dem Titel „Münchner Weininseln“ und dem Finanzierungsmodell des Startups „Geile Weine“ inspirieren. Die Veranstaltung lieferte auch gleich einen Vorgeschmack auf den nächsten Weinfachhandelstag in Heilbronn am 8. September 2014.