„Was gibt es hier zu feiern?“ fragen ausländische Prowein-Besucher und können es zum Teil nicht fassen, was sie in den Düsseldorfer Messehallen erleben. Immerhin ist hierzulande der Weinkonsum im letzten Jahr um 1,5% gesunken. Und bei der Meininger-Fachveranstaltung am Montag erklärt Prof. Hoffmann dem zunächst nur mäßig gefüllten Auditorium, die Zahl der Nicht-Wein-Trinker sei bei der aktuellen repräsentativen Erhebung zur Prowein um 10% gestiegen. Schaut man in die Hallen, scheint die Stimmung (bei den deutschen Ausstellern und Besuchern) eindeutig besser zu sein, als die Lage.
Für 2010 sieht der GFK-Referent bei der Meininger-Veranstaltung schwarze Wolken am Horizont aufziehen: von der steigenden Arbeitslosigkeit sind im Laufe des Jahres 15 Mio. Personen direkt oder indirekt betroffen. Das werde den privaten Konsum bremsen und auch den Drink-Konsum tangieren. Die Ausgaben für Drinks seinen in 2007 und 2008 mit 17 Mrd € konstant geblieben, 2009 aber bereits um 12% auf etwas mehr als 15 Mrd € eingebrochen. Dafür verantwortlich sei vor allem die Kaufzurückhaltung bei jüngeren Bevölkerungsgruppen.
Die Hoffmann-Studie zeigt auch bei Älteren eine Veränderung im Konsum: 71% der Befragten gaben an, Wein zuletzt zu Hause mit Gästen oder Freunden getrunken zu haben. Das Nachsehen hatte die Gastronomie.
Wer viel trinke, wolle besser trinken, machte Hoffmann zum Ende seiner Rede in Optimismus. Als Beweis sieht er den Mengeneinbruch im Discount und das leichte Plus im nichtdiskontierenden LEH und im Fachhandel. Viele Besucher konnten ihm da nicht folgen, auch wenn er appellierte, den Markt differenziert zu betrachten.
Am Montag wurde dann auch klar, warum in Deutschland die Stimmung so gut ist: die deutschen Winzer gehören trotz der Delle im letzten Jahr zu den Gewinnern. Seit 2003 ist der Deutschwein-Anteil am Gesamtmarkt um 8% gewachsen. Da deutsche Weine eher nicht dem Billig-Sektor zu zurechnen sind, ist der positive Effekt umso größer. Winzer und Handel haben davon gleichermaßen profitiert.
Für die ausländischen Anbieter sieht die Welt ganz anders aus: nach wie vor müssen sie in Deutschland so billig anbieten, wie nirgendwo. Der Druck wird zur Zeit eher größer, da andere wichtige Märkte wie Großbritannien und die USA weggebrochen sind und noch mehr Wettbewerber in Deutschland auf den Markt drängen. Dramatisch soll es in Italien und in Spanien aussehen, wo um jeden Preis verkauft werden muss.
Nach dem Messe-Besuch erschließt sich mehr und mehr, wie es zum Aussteller-Rekord im Krisenjahr kommt: die deutschen Aussteller möchten gerne, dass sich ihre positive Entwicklung fortsetzt, für die Ausländer heißt es „last exit Germany“ und auch die Messe selbst scheint ihren Teil dazu beigetragen zu haben. Gerade in Krisenzeiten eröffnet sich die Chance, Mitbewerber, wie zum Beispiel die Londoner LIWF deutlich zu distanzieren.
Auf der Prowein 2010 wird wieder mehr über Wein gesprochen, als in den Vorjahren. Viele Besucher sind „zum Probieren“ gekommen. Schön.
Es soll einmal Zeiten gegeben haben, in denen das Wünschen noch etwas geholfen hat. Vielleicht hilft das Strahlen und Schulterklopfen in Düsseldorf, dass 2010 für die Branche besser wird, als die Prognosen es voraussagen.
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25. März 2010 um 11:33
Danke für einen der sehr wenigen sachlichen , fundierten Berichte als „Nachlese“ zur Prowein 2010 , den ich zitieren werde ! CpS
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