Prowein: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

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Fete am WeinPunk Stand

Fete am WeinPunk Stand bei der Prowein (in der Mitte Marco Giovanni Zanetti) foto:mpleitgen

So viele Aussteller gab es bei der PROWEIN noch nie. So viele Besucher auch noch nicht.  3.600 Aussteller, 200 mehr als 2010, aus rund 50 Ländern und über 38.000 Fachbesucher (+ 5 Prozent) aus Handel und Gastronomie. Es wäre beunruhigend, würden die Zahlen anders lauten.

Aber man muss etwas genauer hinsehen: neben exotischen Anbietern aus Brasilien oder Indien kamen jetzt auch Produzenten aus New York State (USA) mit einem eigenen Stand nach Düsseldorf. Deutsche Weingüter, die bisher noch nicht bei der Messe vertreten waren, trauen sich alleine oder in Kooperation mit Kollegen auf das Hallenparkett. Zum einen, weil sie professioneller geworden sind und ein Messeauftritt einfach dazugehört, zum anderen, weil sie hier hoffen, neue Kunden zu finden. Vielleicht nicht gerade der ideale Moment, aber zum Zeitpunkt der Einschreibung konnte natürlich niemand wissen, daß es 2011 so wenig Wein zu Verkaufen geben würde.

Ein Messeauftritt ist sicher ok, aber neue Kunden? Nur für den, der exportiert. Der Zuwachs an Besuchern resultiert aus einem anschwellenden Zustrom aus Großbritannien, Skandinavien, den USA und Kanada sowie aus Osteuropa – vor allem aus Russland, Tschechien und den baltischen Staaten. Vereinzelt wurden auch Besucher aus China, Thailand, Hong Kong, Kanada und den USA registriert. Woher sollen auch neue deutsche Kunden kommen? Wir erleben gerade einen tendenziell schrumpfenden Markt und eine rückläufige Zahl an Fachhandelsbetrieben.

Die Messe macht alles richtig: sie ist deutlich internationaler geworden, sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern. Ian Harris, der Chef des Wine and Spirit Education Trust (WSET) aus London sieht Düsseldorf als wichtige europäische Weinmesse ganz  vorne und denkt für die Zukunft an ein größeres Engagement. Auch ein international tätiger Bio-Wein Anbieter aus Südfrankreich der ganz Europa und die USA im Supermarkt-Segment bedient, meint, Düsseldorf entwickle sich zur wichtigsten europäischen Messe.  „Bordeaux ist für uns Heimspiel – oft geht’s aber einfach darum, da zu sein“ sagt er. „In Düsseldorf geht es ums Geschäft – hier hatten wir dieses Jahr so viele seriöse Kontakte aus Skandinavien, Osteuropa oder Übersee wie bei keiner anderen Messe!“

Wirklich neue, zukunft-weisende Konzepte waren bei der Messe nicht zu entdecken. Eher ein „Wir freuen uns, dass wir noch da sind!“ Die Down-to-Earth Auftritte wirkten angestrengter als im letzten Jahr: nach den Mühen der Berge ist man jetzt bei den wesentlich unspannenderen Mühen der Ebene angekommen – trotzdem ist Nachhaltigkeit auf dem Weg, ein wirklich großes Thema zu werden.

Endlich ist auf der Messe auch „die Jugend“ vertreten: der Weinpunk-Auftritt wirkte polarisierend, lockte aber auch jede Menge konservatives Publikum. Viele hefteten sich den Button mit dem PETRUS Molly ans Revers. Gemessen am Bierkonsum am Stand, muß die Messe ein voller Erfolg gewesen sein. Zu vorgerückter Stunde konnte man beim Wein-Plus VIP-Abend Wilhelm Weil im angeregten Rheingau-Fachgespräch mit Dirk Würtz sehen. Miteinander reden auch beim Termin „Print meets Online“ bei VINUM. Auch wenn es noch nichts Definitives zu berichten gibt: allenthalben scheinen Fronten aufzubrechen und Diskussionen in Gang zu kommen.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – und entschieden wird auf dem Platz: sprich im Geschäft. Es bleibt zu hoffen, dass es ein bißchen von der positiven Prowein-Stimmung bis in den Alltag schafft. Mal sehen, wie der große Hoffnungslauf der Branche sich dort niederschlägt.

 

3 Kommentare

  1. Das war tatsächlich ein sehr erfolgreiche ProWein, durchweg gute Gäste und tolle Kontakte.
    Verrückt finde ich, dass die Messe Düsseldorf die ProWein 2012 trotz besseren Wissens auf anfang März legt. Das wird für die Winzer und die Einkäufer schwierig, denn das geht in vielen Fällen nur mit Tankproben. Anscheinend hat die ProWein für die Messe Düsseldorf keinen so hohen Stellenwert, sonst müsste das ja zu vermeiden sein.

    http://www.gutskomplizen.de

    • Denke, es spielt keine so große Rolle, ob die Weine schon 100% fertig sind – niemand kauft auf eine Probe bei der Messe hin. Da gehen noch einige Muster per Post zum Kunden, bis es soweit ist.
      Die Messe möchte sich international profilieren und mit dem März-Termin ist sie die erste im Reigen Vinitaly, London und Vinexpo. Je später, desto weniger Lust haben die Einkäufer zur Messe zu fahren. Dieses Jahr jammern alle und Bordeaux ist für viele schon kein Thema mehr. Diese Positionierung scheint für die Düsseldorfer aufzugehen, wie wir in den letzten Tagen gesehen haben.

  2. Pingback: weinhof KOBLER weblog » ProWein 2011: Alles muss sich ändern, damit es bleibt wie es ist — ProWein 2011: Tutto deve cambiare perché nulla cambi