20 Jahre Mauerfall – ein schier unerschöpfliches Thema für Medien und Marketing. Das ihre „friedliche Revolution“ einmal so ausgeschlachtet wird, haben sich viele Ost-Bürger sicher so nicht vorgestellt. Kein Wunder, wenn man dann im Osten hört „na klar, Kapitalismus – da wird selbst die eigene Oma vermarktet!“
Baron Philippe de Rothschild S.A. / WeinWolf beglückt mit einem Flyer „Weinprobe: 20 Jahre Mauerfall“. Auf die Wiedervereinigung kann man wahlweise mit einem Glas Mouton Cadet, Agneau Blanc oder Rouge oder mit einem Carabas Chardonnay aus Südfrankreich anstossen. Die besondere Empfehlung des Flyers läßt einen subtilen, tiefgründigen Humor aufblitzen: kommt doch der Escudo Rojo aus Chile, der Exil-Heimat Erich Honeckers.
Gedacht war das Ganze sicher anders. Die Marketer ließen sich hier inspirieren: das Etikett des 1989er Château Mouton wurde damals von Georg Baselitz mit einem Ost-West-Motiv gestaltet. Baselitz ist der einzige Künstler dem diese Ehre bisher zuteil wurde.
An diesem schönen Beispiel läßt sich gut nachvollziehen, was passiert, wenn Marketing nicht auch die soziale und gegebenenfalls politische Dimension seines Handelns bedenkt.
9. November 2009 um 15:51
Ich finde diese Vermarktung solcher Ereignisse ziemlich daneben. Vor allem wenn der jeweilige Wein weder mit dem Jahr 1989 oder den Ereignissen etwas zu tun hat. Da träumen sicherlich einige Marketingleute von dem schellen Geld, was man damals mit ahnungslosen Menschen machen konnte.
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