Auf Google+ kann man es wieder sehen: es wird gecircelt und geplusst – „auf Deubel komm raus“. Ziel scheint zu sein, möglichst schnell eine große Gemeinde um sich zu versammeln.
Auf Facebook geht es um möglichst viele Friends und Fans, auf Twitter um die Follower. All diese Aktivitäten folgen der alten Logik: je größer die Reichweite, desto größer die Chance, Treffer zu erzielen – die sich dann in Verkäufen niederschlagen. So die verkürzte Sichtweise mancher Marketer und auch manchen Klein- und Mittelunternehmers aus unserer Branche.
Die wundern sich dann, dass zunächst mal gar nichts verkauft wird, sondern es erstmal likes, Re-Tweets oder +1 gibt. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, daß es in Social Media den Usern nicht ums Kaufen geht, sondern um den Austausch mit Freunden, den Spaß mit Spielen und das Spielen mit der eigenen Identität. Erstes take-away: Die User mögen denjenigen, der sie dabei unterstützt.
Social Media for Sales und Marketing?
Wie läßt sich Social Media dennoch effektiv für Sales und Marketing nutzen? Bob Knorrp erzählt dazu auf AdAge eine Geschichte aus der Zeit, als er vor 20 Jahren im Marketing anfing. Damals gaben die meisten Marketer ihr Geld für aufwendige Kampagnen aus, um ihre Zielgruppe zu erreichen und sie mit ihren Botschaften zu bombardieren.
Nur eine kleine Gruppe dachte anders herum: wie kann man diejenigen nutzen, die eine große Affinität zu unserem Produkt oder unserer Dienstleistung haben? Wie können wir diese kleine Gruppe zu Botschaftern machen – was müssen wir ihnen geben, damit sie sich weiter mit unserer Marke beschäftigen? Das moderne Direktmarketing ist so entstanden – Organisationen wie Tupperware sind damit groß geworden. Ein interessanter Ansatz, schreibt Knorrp, der damals mit weniger Aufwand als die großen Kampagnen nachhaltige Erfolge produzierte.
Heute können wir auf den Social Media Plattformen diese Fans, im Marketingsprech „Influencer“ genannt, viel einfacher identifizieren und mit ihnen in Dialog treten, als dies früher möglich war. Aber was wird gemacht – es wird gefriendet, gefollowed und geplusst was das Zeug hält!
Der erste Tipp beim Einstieg in Social Media heißt: um mehr Fans zu generieren, mußt Du ein Gewinnspiel machen und mindestens zehn I-Pads ausloben. Dazu Werbung schalten und deine Seite bewerben. Auf unsere wahren Freunde und Fans wirkt das eher abstoßend – wenn wir uns über ihre Köpfe hinweg an die „Massen“ wenden, nehmen wir ihnen ihr Spielzeug aus der Hand und degradieren sie förmlich: sie haben ihren Freunden auf einmal gar nichts mehr mitzuteilen!
Vom Direkt-Marketing lernen!
Vom Direktmarketing lernen, könnte heissen: das Gespräch mit den wirklichen Freunden suchen, ihnen etwas anbieten, mit dem sie sich (und uns) dann weiter profilieren können. Beispielsweise statt tvino zum Zuschauen für Viele, noch mehr Hendrik Thoma zum Anfassen für die Botschafter. Das würde nicht nur zusätzliche Glaubwürdigkeit und Bindung schaffen, sondern einen Dialog eröffnen, an dessen Ende dann auch ein Mehr an Käufen stehen kann. Eine Strategie, die sich auch für denjenigen eignet, der nur geringe Mittel zur Verfügung hat. Hendrik Thoma wird dabei durch die eigene Person oder den eigenen Betrieb ersetzt. Zweites take-away: wenn man schon kein Geld hat, muss man es wenigstens intelligent ausgeben!
Damit würde man auch die Möglichkeiten des Mediums besser ausschöpfen: in Social Media hat jeder eine Stimme. Er möchte von uns auch so wahrgenommen und so individuell behandelt werden, wie er sich fühlt. Traditionelle „Kampagnen“ sprechen den Einzelnen nur als Teil einer Gesamtheit, man kann auch sagen „Masse“ an, deshalb funktionieren sie im Social Web im Endeffekt nicht.
21. Juli 2011 um 23:56
Ohne das Thema zu berühren, der Sub “ warum Anfassen schöner ist, als Zuschauen“ ist seit langem das Beste was ich von Ihnen gelesen habe Herr Pleitgen !