Sprechen wir die Sprache unserer Kunden? Viel zu selten gelingt es Weinleuten, sich in der Öffentlichkeit so auszudrücken, dass sie verstanden werden und es nicht gleich zu Mißverständnissen kommt. Bei werblichen und verkäuferischen Themen funktioniert es noch recht gut – geht es aber um Probleme aus dem betrieblichen Alltag oder technische Fragen, wird es problematisch.
Als Beispiel kann eine im Prinzip sehr gute Sendung im Deutschlandfunk diese Woche dienen „Profiteure des Klimawandels?
Wie sich badische Winzer auf das Wetter von morgen einstellen“. Winzer und Wein-Funktionäre diskutieren mit Klimaforschern und Wissenschaftlern. Für einen Insider sehr gut nachvollziehbar und auch sehr gut erklärt – zum Beispiel die Frage der Bewässerung am Kaiserstuhl. Die Sendung kam live aus dem Staatsweingut Freiburg-Blankenhornsberg in Ihringen.
Schädlinge = Chemie
Auch die Informationen zur Veränderungen in den Schädlingspopulationen – zunehmendes Auftreten des bekreuzten Traubenwicklers – waren sehr interessant. Die Äußerungen zur Bekämpfung oder besser zur Prävention der zweiten Generation waren dann aber so technisch, dass sie bei den Zuhörern prompt falsch ankamen: am Hörertelefon wurde die Befürchtung geäußert, dass jetzt noch mehr Chemie in den Wein komme. Dass die Pheromon-Ausbringung genau das Gegenteil von Chemie-Einsatz ist, kam nicht durch.
Wie wenig die Hörer von einer Sendung mit zum Teil sehr komplexen Inhalten mitbekommen, zeigte die Anrufer-Sorge um den Fortbestand des trockenen badischen Rieslings. In Baden geht es ja – von einigen Ausnahmen abgesehen – ganz und gar nicht um den Riesling. Der mag sicher zu den „Verlierern“ des Klimawandels gehören – die badischen Burgunder in ihren Spielarten gehören eher zu den „Gewinnern“. Beim Hörer war „Riesling in Gefahr“ hängengeblieben – und eben nicht das viel wünschenswertere „Baden = Burgunderland“.
Vielleicht wären wie für Verkäufer auch für Winzer, Wissenschaftler und andere Weinleute Kommunikations-Schulungen angebracht?
Take away:
Vorsicht bei komplexen technischen oder biologischen Sachverhalten – mit dem Kunden eher nicht in die Tiefe gehen. Wenn es notwendig ist, sollte die Darstellung so sein, dass der Laie/Kunde es auch versteht. Lieber weniger als zu viel erklären. Fach-Idiom sollte man besser vermeiden. Zwei, drei Sätze können genügen beim Gegenüber genau das Gegenteil von dem auszulösen, was man will. Gerade beim Wein klaffen Laien-/Kundenvorstellungen und Realität oft weit auseinander.
Was wird für den Kunden aus unserem schönen Kaiserstühler Wein, wenn … die Anlagen sehr gut verblühten, es wenig Verrieselung gab – wir insgesamt einen guten Ansatz hatten und es auch in der Folge aufgrund der Niederschläge nicht zu Trockenstress kam…?
Die sehr informative Sendung kann man online unter Deutschlandfunk – Radio on demand unter dem Datum vom 15. August 2012 um 10:10 Uhr / Journal am Vormittag / Profiteure des Klimawandels nachhören.