Eine 24 Stunden non-stop comedy show auf Facebook und 100.000 kostenlose, ebenfalls über Facebook verteilte Kaffeetüten sollten in der letzten Woche die Einführung der neuen Kaffee-Range von Seattle’s Best unterstützen. Die Videos der 24 Stunden Show sind auf Youtube zu besichtigen. Die Kaffeemarke Seattle’s Best wurde 2003 von Starbucks gekauft. Sie schlummerte mehr oder weniger bis letztes Jahr vor sich hin. 2010 wurde ihr Leben eingehaucht oder besser gesagt quasi verordnet: der Werbe-Etat schnellte von 62.000 USD auf 4,9 Mio USD hoch und Seattle’s Best baute in kurzer Zeit eine Distribution in über 20.000 Supermärkten auf.
Das mehrere Millionen teure Facebook Event wird in der Online-Medien-Branche als eines der ehrgeizigsten des Jahres angesehen. Man traut der beauftragten Agentur zu, den Erfolg von Old Spice zu toppen. Allerdings gibt es auch kritische Kommentare nach dem Motto: Quantität schlägt Qualität. Ergebnisse gibt es noch nicht: Seattle’s best hat Stand heute (Mitte April) gut 172.000 Fans bei Facebook – was nicht sonderlich viel ist.
Starbucks jetzt ohne Kraft
Nach Starbucks spektakulärer Trennung von Kraft Foods soll Seattle’s Best jetzt wohl mithelfen, den US-Kaffee-Markt aufzurollen. Starbucks hatte die Zusammenarbeit mit Kraft nach 12 sehr erfolgreichen Jahren einseitig aufgekündigt. Offiziel hieß es, Kraft habe sich nicht genug um die Marke Starbucks gekümmert – Krafts Geschäft mit abgepacktem Kaffee war in der Zeit der Zusammenarbeit von 50 auf 500 Mio USD gewachsen. Eigentlich geht es Starbucks wohl darum, selbst direkt an den Handel zu gehen. Kraft mußte innerhalb weniger Monate eine neue Marke an den Start bringen: mit dem 160 Jahre alten schwedischen Brand „Gevalia“ will man ab August dieses Jahres die Regalplätze zurückerobern, die man seinerzeit für Starbucks erkämpft hatte.
Als kürzlich die US-Buchhandels-Kette Borders 200 Geschäfte zumachte, war dies ein herber Schlag für Seattle’s Best: in den Cafes der Kette wurde Seattle’s Best serviert. Umso größer dürfte jetzt der Erfolgsdruck sein – es soll einen Test mit Walmart in Toronto geben mit dem Ziel, in den Märkten Seattle’s Best Coffee-Shops einzurichten.
2010 bestes Jahr
Starbucks legte für 2010 ein Rekord-Ergebnis vor: die Umsätze stiegen gegenüber dem Vorjahr um 9,5% auf 10,7 Mrd USD und auch 2011 begann glänzend. Es ist noch garnicht lange her, daß man rote Zahlen schrieb und kräftig auf die Bremse treten mußte: in den Krisenjahren wurden Läden geschlossen und Kosten gesenkt. Jetzt zahlt sich die Multi Channel Strategie aus: Starbucks ist nicht nur mit seinen eigenen Coffee-Shops am Markt, gerade wurde die Zusammenarbeit mit Autogrill verlängert, dem weltweit größten Shop- und Kaffee-Betreiber an Autobahnen, Bahnhöfen und Flughäfen. Spektakulär ist auch der Einstieg in das Ein-Portionen-Geschäft: im März kündigte Starbucks eine Kooperation mit Green Mountain an, die 80 Prozent des US-Ein-Portionen-Geschäftes mit ihren Keurig-Maschinen (vergleichbar Senseo) beherrschen. Mitbewerber ist hier auch wieder Kraft (in Deutschland mit Tassimo).
In China brachte Starbucks gerade seine löslichen VIA Kaffee heraus.
McDonalds Kunden sind loyaler
Ein, zwei Wermutstropfen gibt es aber wohl doch: das neue Starbucks Logo, daß jetzt nur noch die Meerjungfrau zeigt, verwirrt Kommunikations-Experten wie Verbraucher. Andere halten es für logisch, daß das Wort Coffee nicht mehr auftaucht: habe sich Starbucks doch von einem Café zu einer Fastfood-Kette gewandelt.
Der große Erfolg von MCafé macht Starbucks immer noch zu schaffen. Eine aktuelle Studie mit 15.000 kaffee-trinkenden Fastfood-Kunden zeigte, daß McDonalds die weitaus loyaleren Kunden hat: während bei Starbucks und Dunkin‘ Donuts 53% der Kunden sagten, sie würden auch Outlets der Konkurrenz aufsuchen, waren das bei McDo nur mal 29%. Da das Geschäft an der Fastfood-Theke mit den Heavy-Usern entschieden wird, die 3-4 Mal in der Woche ein Lokal aufsuchen, macht ein Besuch beim Konkurrenten viel aus!