Der Referent ist mal gut oder mal schlecht drauf, hin und wieder gibt es Probleme mit der Technik und die Weine wollen nicht so recht zu dem passen, was vorne erzählt wird. So oder so ähnlich kann man es immer wieder bei sogenannten Masterclasses erleben, wenn sich eine Region in Hamburg, München oder Berlin präsentiert. Ganz klar: es ist nicht einfach, alle Anforderungen unter einen Hut zu bringen.
Da sind die PR Leute, die möchten, dass nur Gutes erzählt wird, da sind die Winzer, die möchten, dass ihre Weine recht ausführlich erwähnt werden und da ist die Organisation, die häufig zu wünschen übrig lässt.
Wohltuend anders verlief die erste Sud de France Masterclass Anfang Juni in Hamburg. Zwei Tage Intensiv-Schulung zum Thema Languedoc-Roussillon. Dahinter steht eine Intitiative des südfranzösischen Agrar-Marketing-Verbandes, der unter der Marke Sud de France für die Vermarktung der Region zuständig ist.
Wissen über die Region fehlt
Eine Studie hatte ergeben, dass das Wissen und die Kenntnisse über die Weine aus dem Süden bei Profis und Endverbrauchern fehlt. Ohne Wissen lässt sich die große Vielfalt der Weine aus der Region zwischen Rhône und Pyrenäen kaum verkaufen. Deshalb wurde in Zusammenarbeit mit der French Wine Society und aus den USA und Matthew Stubbs MW ein Sud de France Master Level Programm entwickelt. Ähnliche Programme gibt es bereits für Bordeaux, Burgund, die Rhône und die Provence.
Die einzelnen Regionen werden ausführlich und systematisch in einer guten Seminar-Unterlage vorgestellt – während des Seminars werden dazu über 50 Muster verkostet. Das Seminar deckt Stillweine, Schaumweine und aufgespritete Weine. Bei der Hamburger Veranstaltung führte Matthew Stubbs sehr detailliert durch die einzelnen Anbaugebiete, erläuterte besondere klimatische Bedingungen, Geologie, Böden, Rebsorten und Weinstile und ging auf aktuelle Projekte ein.
WSET Vorbild für Systematik
Stubbs kennt die Region wie sein Westentasche: vor zehn Jahren übersiedelte der Brite mit seiner gesamten Familie in die Corbieres und gründete dort die Weinschule Vinécole. Er unterrichtet dort unter anderem die Programme des Wine and Spirit Education Trust (WSET) – kein Wunder, dass auch die Masterclass Sud de France von der Systematik der WSET Kurse geprägt ist.
So intensiv wie die Masterclass dürfte sich kaum eine andere Veranstaltung mit der Region beschäftigen. Aus Büchern allein kann man sich das umfangreiche Wissen nicht aneignen – deshalb bietet Sud de France zusätzlich zum Seminar noch eine Studienreise an.
Werkzeug für Kommunikations- und Verkaufsprofis
Die Masterclass ist keine PR Veranstaltung – Ziel ist es, Kommunikations- und Verkaufsprofis das Werkzeug an die Hand zu geben, um das Thema Languedoc / Roussillon erfolgreich für Mitarbeiter aus Weinhandel und Gastronomie oder für Endverbraucher aufzubereiten. Auch für Sommeliers ist der Kurs geeignet. In Deutschland ist Sud de France mit Firmen und Schulen im Gespräch – auch hier läßt sich der Kurs durchführen.
Das Programm ist nicht umsonst – so soll zumindest ein Teil der Kosten abgedeckt werden. Um nach aussen zu dokumentieren, dass jemand sich wirklich mit der Region und ihren Weinen auskennt steht am Ende des zweitägigen Seminars eine umfangreiche schriftliche Prüfung mit fünfzig multiple-choice Aufgaben und offenen Fragen, die etwa das Niveau der WSET Level 3 Prüfungen hat. Bei einem erfolgreichen Abschluss erhält der Teilnehmer ein Zertifikat, daß ihn als Sud de France Experten ausweist.
Masterclass beim Master kommt gut an
Die Teilnehmer des ersten Kurses in Hamburg urteilten sehr positiv. Der Kurs biete auch für jemanden, der sich in der Region schon auskenne, neue Einsichten und Details.
Feinkosthändlerin Kerstin Uhlenbusch, gleichzeitig Geschäftsführerin des Corpus Culinario Verbandes, wollte sich über die Wein-Region, die auch viele Food-Produkte zu bieten hat, informieren. In ihrem Weinsortiment findet sich eine Reihe von Weinen aus dem Midi. Ihr gefiel die systematische Darstellung, das umfangreiche Wissensangebot und die Chance, „den Süden zu erschmecken“. Schwierig fand sie die Prüfung in englischer Sprache – das wurde auch von anderen Teilnehmern so gesehen.
Internationales Projekt
Stefanie Egenolf von Sud de France bezeichnete die Hamburger Veranstaltung als einen Test. Man müsse sehen, wie das Programm angenommen werde und es entsprechend den Bedürfnissen des Marktes gegebenenfalls anpassen. In New York gab es Anfang des Jahres bereits einen Kurs mit 25 Teilnehmern, weitere folgen in Washington, Boston und San Francisco. Im Herbst wird ein Test in Großbritannien stattfinden.
Die Region hat eine gute Außendarstellung verdient. Längst hat sie sich von Masse auf Klasse umgestellt. Sie bietet gute Basis-Produkte, aber auch Topp-Weine. Für Matthew Stubbs ist sie „die nächste klassische Wein-Region in Frankreich“.
Lesen Sie dazu auch Ende oder Wende – Frankreichs Süden im Umbruch und Die Verrückten aus dem Hinterland.
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