Wer noch einmal durch das bereits im November im Auftrag des Ernährungsministeriums von EMNID erstellte „Ökobarometer 2008“ liest, findet darin interessante Zahlen zum Kaufverhalten bei Bio-Artikeln.
53% der Bevölkerung kauft gelegentlich Bio-Artikel ein, 17% sogar häufig. Interessant ist, dass junge Verbraucher sich am wenigsten für Bio-Artikel interessieren. Eine Erklärung könnten die Kaufmotive liefern.
Die Mehrheit der Bio-Käufer traut dem Biofachhandel (umgangssprachlich: Ökoläden) die meiste Kompetenz in Sachen Bio zu. Tatsächlich werden aber Bio-Artikel vorwiegend im Supermarkt gekauft: 77% gaben an, Bio-Artikel dort zu kaufen, 62% gaben sogar den Discount als Einkaufsstätte an. Bio wird eben dort gekauft, wo man sich mit den Lebensmitteln für den täglichen Bedarf eindeckt.
In der Studie wurde auch nach den Motiven für den Kauf von Bio-Artikeln gefragt. 66% der Käufer erwarten von Bio-Lebensmitteln eine geringere Schadstoffbelastung und weniger Rückstande im Essen. Nach wie vor steht der Gesundheitsaspekt und der Wunsch nach unverfälschter Nahrung ganz vorne. Hier scheint auch der Grund zu liegen, warum junge Verbraucher nicht so oft zu Bio greifen: ihnen ist die Gesundheit (noch) nicht so wichtig. 40% der Käufer meinen, bei der Erzeugung von Bio-Nahrungsmitteln würden Sozialstandards besser eingehalten, unter anderem auch, weil sie den Bauern persönlich kennen. 37% denken, sie würden mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln zum Klimaschutz beitragen.
Interessant ist auch, w i e Käufer auf Bio-Artikel aufmerksam werden. Anzeigen und Werbung spielen eine immer untergeordnetere Rolle. Ausschlaggebend sind Empfehlungen von Freunden und Bekannten (58% lassen sich davon anregen) oder neue Artikel im Laden (51%). 2/3 der Verbraucher würden öfter zu Bio-Artikeln kaufen, wenn sie mehr Information zu Herstellung und Bio-Garantien hätten. Hier ergeben sich interessante Ansätze fürs Marketing: Freunde werben Freunde, Empfehlungsmarketing aktivieren, Bio-Artikel deutlich herausstellen und mehr Information dazu anbieten.
Die Kauf-Motive für Bio-Artikel sollen so stark sein, dass sie selbst in Krisenzeiten wirken. Im Vorfeld der Biofach schrieb Kai Kreuzer von biomarkt.info, wer einmal Bio-Kunde sei, werfe auch in der Krise seine Überzeugung nicht über Bord und kaufe weiter. Und Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW (Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft) sah in einem Gespräch mit der SZ für die nächsten Jahre weiteres Wachstum. Der deutsche Biomarkt sei 2008 um +10% auf einen Umsatz von über 5,8 Millarden gewachsen.
Es gibt allerdings Zeichen, dass auch in der Biobranche die Zeiten üppigen zweistelligen Wachstums vorbei sind: Die Krise bei den BASIC Märkten gilt zwar teilweise als hausgemacht, aber es sollen wohl auch die für ein weiteres Wachstum notwendigen Zuwachsraten gefehlt haben. „Letzten Sommer haben wir alle ein bißchen gezittert“, berichtet ein BASIC Lieferant im Gespräch bei der Biofach.
Auch beim Branchenprimus dennree in Töpen habe sich das Tempo deutlich veringert, so die Lebensmittelzeitung. dennree habe zwar 2008 um +7% auf 330 Millionen Euro zulegen können. Im Vorjahr seien es jedoch noch +15% gewesen. Neben dem Großhandel betreibt dennree 25 eigene Bio-Märkte unter der Marke denn’s. Hier soll die Expansion weitergehen: die Zahl der Outlets soll in diesem Jahr von 33 um weitere 25 wachsen.