„Abwettern“ sagen wir beim Segeln, wenn es darum geht einen Sturm auf offener See zu überstehen. Da geht es nicht mehr darum, möglichst schnell und elegant von A nach B zu kommen, sondern schlicht und einfach, den nächsten Sonnenaufgang einigermaßen unbeschadet zu erleben.
Unter dem Motto „abwettern“ stand auch das diesjährige Treffen der WSET (Wine and Spirit Education Trust) Seminar-Anbieter (APP) am Montag in London. Im Vorfeld der London International Wine Fair treffen sich traditionell die APPs aus aller Welt zum Erfahrungsaustausch. Vor Jahren war der Kreis sehr überschaubar, jeder kannte jeden. In den letzten Jahren kamen so viele neue Gesichter dazu, daß man sich die Namen kaum mehr merken kann. Ich saß bei der Begrüßung neben einem Kollegen aus Hongkong, den ich zum ersten Mal traf.
In den Workshops spiegelte sich die Situation der Weinwirtschaft weltweit: bis Ende 2008 gab es stabile Zuwachsraten bei den Teilnehmerzahlen. Firmen meldeten ihre Mitarbeiter zu WSET Kursen an oder vereinbarten Inhouse-Trainings. Auch das erste Quartal 2009 war noch besser als im Vorjahr. Im April sind diese Zahlen dann deutlich eingebrochen. Bei Ausbildung, Schulung und Training wird als erstes gespart.
„Wir wissen nicht erst seit gestern, daß bei Fort- und Weiterbildung zuerst der Rotstift angesetzt wird. Aber wir wissen auch, daß derjenige als erster und gestärkt aus der Krise hervorgeht, der weiter in seine Marke und seine Mitarbeiter investiert“ sagte WSET CEO Ian Harris. „Training zahlt sich unmittelbar aus: höhere Umsätze, höhere Kundenzufriedenheit, höhere Treue!“ Ian Harris verwies auf die Studie, die WSET vor einigen Jahren im Handel durchgeführt hat und die ganz deutlich den Erfolg von Trainingsmaßnahmen unter Beweis stellt.
WSET selbst investiert weiter: das online-angebot der „3 Minute Wine-School“ mit Jancis Robinson wird weiter ausgebaut, neue Kurse werden aufgelegt (so zum Beispiel ein Foundation Kurs für Spirituosen) und das Distance-Learning Programm wird weiter entwickelt.
Laut Harris gibt es erste Anzeichen, daß sich das Wetter im 4. Quartal 2009 wieder aufhellen könnte. „Bis dahin werden wir aber noch Einiges erleben. Niemand weiss heute, welche der Big-Player am Jahresende noch am Markt sein werden.“ WSET selbst ist gut gerüstet: auch für 2009 werden wieder annähernd 24.000 Absolventen erwartet. Harris : „Wir können heute wirklich sagen, daß das WSET Konzept weltweit führend ist.“
Selbstkritisch muß man sagen, daß sich das in Deutschland noch nicht so ganz herumgesprochen hat. Im Handel schult Jacques‘ Wein-Depot seit 2001 seine Mitarbeiter mit den WSET Programmen. Nachdem im letzten Jahr die Hochschule in Heilbronn und die HoFa Hamburg die WSET Seminare in ihr Angebot aufgenommen haben, erwarten wir für dieses Jahr weitere Anbieter in Deutschland.
Die nächsten WSET Kurse bei der Weinakademie finden Sie hier!