Weihnachtsgeschäft: Abgerechnet wird zum Schluß

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Weihnachtseinkauf foto:honou/flickr

Weihnachtseinkauf foto:honou/flickr

Die „Weinwirtschaft“ machte letzte Woche in Optimismus: „Zuversicht gewinnt“ ist das Editorial betitelt. Als Beweis zog Chefredakteur Hermann Pilz  gut besuchte Hausmessen und Endverbraucher-Events wie das Forum Vini in München an. Leicht irritiert zeigt sich Pilz nur, daß die Marktforscher für die ersten 9 Monate heftige Rückgänge vermelden, wo seine Vertrauten aus dem Handel nur Positives zu vermelden wissen. Woran liegts?

Erstens beweisen gute Besucherzahlen nur, daß viele Personen dort waren.  Sie bestätigen in erster Linie, daß  mit Veranstaltungen wie Eat&Style, SlowFood-Fisch / Käse  und den vielen lokalen Wein-Messen in den letzten Jahren ein zugkräftiger Veranstaltungstyp entstanden ist. Aber: könnte es sich mit diesen Events so verhalten, wie mit den zahlreichen Kochshows im Fernsehen? Zu denen schrieb Alfred Biolek gestern in der SZ: „Die Leute schauen zur Entspannung Kochshows und schmeißen sich später eine Tiefkühlpizza in den Ofen.“  Analog könnte das beim Wein heissen: heute Rioja bei der Forum Vini probiert, morgen beim Aldi Gran Reserva gekauft.

Zweitens ist das Bild im Handel sehr unterschiedlich: Gut läuft das Mittelpreis-Segment. Händler, die die 4 – 8 Euro Schiene bedienen, vermelden Zuwächse. So wächst zum Beispiel Jacques‘ in den ersten neun Monaten des Jahres flächenbereinigt um 3,6%. Richtig ist aber auch, daß alle zu kämpfen haben, deren Geschäft traditionell auf den Säulen Bordeaux, Champagner und Präsente steht. Es wird bereits darauf gewettet, daß wir zum  Jahresende den billigsten Champagner aller (Euro)Zeiten erwarten dürfen.

Abgerechnet wird zum Schluß. Das große Fragezeichen werden wie immer die Einkäufe kurz vor den Festtagen und die Präsente sein. Ob es am Ende Plus oder Minus heißt, entscheiden im Handel oft die allerletzten Tagen des Jahres. Bei den Firmenkunden melden Händler bereits jetzt ein Minus: 30 – 40 % der Kunden wollen weniger oder gar nicht kaufen. „Viele bisherige Präsentkunden sind der Ansicht, wir versuchen es mal ohne. In der Krise hat jeder Verständnis, wenn die Präsente weniger üppig ausfallen“ meinte ein Fachhändler Anfang der Woche.

Und die Zahlen der Marktforscher? Laut GFK sind die Bundesbürger pessimistischer geworden. Das GFK Konsumklima ist von 4,0 Punkten im November auf 3,7 Punkte im Dezember gefallen.  Insgesamt stabile Verbraucher-Preise und die teil massiven Abschläge im Verteilungskampf der Discounter lassen aber die Hoffnung zu, daß der Pessimismus nicht aufs Weihnachtsgeschäft durchschlägt.

Hoffnung macht auch die aktuelle Weihnachtsumfrage von Ernst&Young: nachdem das durchschnittliche Pro-Kopf-Budget für Weihnachtsgeschenke 2008 um 10 Prozent auf 221 Euro gefallen war, beträgt es in diesem Jahr 226 Euro (plus 2 Prozent).

In einem sind sich alle einig: 2010 wird schwierig. Für die GFK wird es beim privaten Konsum sogar schwieriger als 2009.

So postiv die Prognosen des IFO-Institutes für das produzierende Gewerbe sind, so vorsichtig ist man beim privaten Konsum: der Boom infolge Abwrackprämie ist vorbei und hat zugleich viele Konten strapaziert, drohende Entlassungen und Arbeitslosigkeit schlagen auf die Stimmung durch.

Und nach den Ergebnissen einer repräsentativen, branchenübergreifende Umfrage von BBDO/Sellbytel zu den Erwartungen für 2010 sind die Befragten in Bezug auf die Umsatzsituation im kommenden Jahr zwar überraschend positiv. 47 Prozent rechnen mit gleichbleibenden, 29 Prozent mit steigenden Umsätzen, lediglich 24 Prozent gehen davon aus, dass sich der Umsatz verschlechtern wird. Allerdings ist das Bild nicht einheitlich: der Chemie-Sektor (60 Prozent), Finanzdienstleister (50 Prozent) und die IT, Telekommunikations- und Medien-Branche (40 Prozent) rechnen für 2010 mit steigenden Umsätzen. Schwarz sieht hingegen der Handel für das kommende Jahr: 47 Prozent der Befragten gehen von sinkenden Umsätzen aus.

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