zeigte AMOS (Alexander Maximilian Otto Serano) von vm-people Berlin beim 4. Marketing-Tag in Heilbronn. Als Beispiele, was es an Wein draussen im Netz so gibt führte er unter anderen Marlene Duffys bottleplot, den drinktank von Mario Scheuermann und den Winzerblog an.
Den meisten Weinleuten in der Aula der Hochschule war das alles genauso neu und unbekannt, wie die Welt des viralen Marketings, die AMOS vorstellte. Ungläubig, aber dann mehr und mehr fasziniert lauschten sie der Geschichte von 11 Bloggern in Berlin, die 2007 eine Pizza bekamen, die sie nicht bestellt hatten und sich auf die Suche nach dem Absender machten. Dabei wurden sie selbst und ihre Blogleser immer tiefer in ein modernes Horror-Märchen gezogen. Worum ging es? Daz Ganze war eine Promotion für „Das Kind“, ein Buch des Autors Stefan Fitzek. Das virale Projekt ion Berlin war die einzige Werbemaßnahme für die Neuerscheinung. Das Buch war bereits vor dem Start auf Platz 25 der Vorbestellungen bei Amazon, landete zum Start auf Platz 18 der Spiegel-Bestseller-Liste und verkaufte in einem Jahr als Hardcover 48.000 Exemplare. Das Projekt wurde von VM für den Droemer Verlag realisiert.
Im (unterhaltsamen) theoretischen Teil seines Vortrages zeigte AMOS, wohin das moderne Marketing geht: die Warenwelt wird (auch dank Internet) immer größer und damit unübersichtlicher. Werbung kann bestenfalls informieren und unterhalten, bei der Entscheidung verlassen sich immer mehr Verbraucher auf die Empfehlungen von Freunden und Bekannten. In Zeiten der blogs, von facebook und twitter fangen wir langsam an, die Tragweite des Wortes aus dem von 2001 zu verstehen. cluetrain manifest „Märkte sind Gespräche“ bekommt heute eine ganz aktuelle, materielle Bedeutung.
Heute muß man versuchen, „der Rede wert zu sein“. Botschaften die sich viral, also eigenständig verbreiten, sind interessant, für die Gesprächsteilnehmer relevant und haben das Zeug zum „Community-Building“. So wie die Märchen zu Zeiten der Gebrüder Grimm die Menschen faszinierten, weil sie aus ihrer Mitte kamen, faszinieren heute die Stories, die im Internet gesammelt und verbreitet werden, weil sie Teil der Alltags- und Gesprächskultur sind.
Wein hat alles, was es zum Erfolg in dieser Umgebung braucht: Wein hat Geschichte, er erzählt Geschichten, führt Menschen zusammen. In der Praxis braucht es Menschen, die die Geschichten (auf)schreiben, weiterspinnen und sie in die Wirklichkeit umsetzen. Diese Funktion haben Blogger, Twitterer und Portalbetreiber bis hin zu YouTube. Ab einem gewissen Punkt nimmt dann die Dynamik zu.
AMOS meint, das web 2.0 sei insbesondere für kleine Weinhändler und Weingüter interessant. „Vernetzung mit den Influentials (den bloggern und twittterern,mp) ist das ideale Instrument zur Kundenbindung“. In der Diskussion wurde nach den Kosten gefragt. Eine professionelle Kampagne à la „Das Kind“ mit ca. 80.000 Euro sprengte dann doch den Rahmen der Weinleute. 300 Flaschen zu versenden, wie im Beispiel „Stormhoek“ konnten sich viele dann sehr viel besser vorstellen.
Mario Scheuermann listet ganz aktuell im drinktank 100 aktive deutsche Wein-Twitterer auf. Intern kommt er sogar auf über 130 Leute, die zum Thema Wein twittern. Zur CeBit lag die Zahl bei knapp 70. In nur 2 Monaten hat sie sich also fast verdoppelt. Die von AMOS beschriebene Dynamik ist hier in der Realität zu beobachten!
Ist nur noch zu wünschen, dass die Kunde von den neuen Möglichkeiten des Wein-Marketing jetzt auch in der Weinszene die Runde macht!
28. April 2009 um 20:32
Hallo Herr Pleitgen,
ich teile Ihre Meinung, dass der Vortrag ein Highlight der Veranstaltung war. Die grundlegende Erkenntnis das Gespräch mit dem Kunden zu suchen, und dabei neue, originelle und aufregende Wege zu gehen jedoch, scheint mir bei den anwesenden Weinwerbern jedoch, wie den wenigen Fragen und Kommentaren zu entnehmen war, mit den Argumenten „zu teuer“, „zu aufwändig“ und „das sprengt meinen Sinn für Kreativität“ ad acta gelegt worden zu sein.
Gruss
Hans-Peter Decker
29. April 2009 um 10:07
@ Hans-Peter Decker
Man soll die Hoffnung nicht aufgeben!
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