Expertenmeinungen werden überall dort eingeholt, wo es nichts Schriftliches gibt oder wo es um Prognosen und zukünftige Entwicklungen geht. Auch wenn die Zeit für eigene größere Erhebungen fehlt, wird gerne der Experte befragt – hat Siegfried Kassl von der FH Burgenland ermittelt.
Wenn das so stimmt, dann wird es Zeit, einige Themen gründlich zu erforschen und zu berabeiten. Die Fragen, die ich in letzter Zeit von Diplomanden, Kollegen aus der Branche und Journalisten gestellt bekomme, drehen sich im wesentlichen um drei Komplexe:
Wieviel Wein wird online verkauft?
Da ist zum einen die Bedeutung des Online-Geschäftes für den Weinhandel. Niemand scheint zu wissen, wie groß das Volumen oder der Wert des Weines ist, der in Deutschland online verkauft wird. Zahlen gibt es tatsächlich nicht: bei Nielsen und GFK verschwindet Wein online in Containern wie Fast Moving Consumer Goods (FMCG) oder bestenfalls alkoholische Getränke.
Auch bei der Arbeitgemeinschaft Online Forschung (AGOF) taucht Wein nur zusammen mit anderen alkoholischen Getränken auf (allerdings ohne Bier – das hat eine eignene Kategorie). In diesem Jahr hat die AGOF zum ersten Mal seit 2009 wieder eine Sonderauswertung zu Food & Beverages veröffentlicht. Am Informationsverhalten und an den Potentialen in Bezug auf die Gruppe Alkolische Getränke hat sich auf den ersten Blick nicht viel geändert.
Anhaltspunkte können die Geschäftsberichte der größten Vermarkter wie zum Beispiel der HAWESKO-Gruppe bieten.
Welche Entwicklung wird der Online-Wein-Markt nehmen?
Wenn es schon keine validen Zahlen zur aktuellen Situation gibt, ist die Prognose natürlich um so schwieriger.
Der allgemein zu verzeichnende positve Trend für den Online-Handel – es wird mehr online bestellt – und Trends wie Spezialisierung im Online-Wein-Handel – Stichworte Premium, Longtail – deuten darauf hin, daß der Anteil zukünftig steigen wird. Dafür sprechen auch die zahlreichen neuen Sites mit Wein – von denen man natürlich auch nicht weiss, ob sie sich dauerhaft etablieren können.
Welche Rolle spielt Social Media in der Weinvermarktung?
Social Media war gestern – während Facebook, Twitter und Co von den Profis bereits als ganz selbstverständliche Teile des Marketing Mix und der Kommunikation betrachtet werden – sich vieles des anfänglichen Hypes relativiert hat – ist die Weinbranche noch in der Entdeckerphase. Entsprechend groß ist das Interesse bei Diplomarbeiten und Journalisten.
Auch hier gibt es keine Zahlen, sondern einige Erfahrungsberichte. Aus ihnen läßt sich ablesen, daß Social Media bestenfalls gut ist fürs Branding – eine Präsenz in den Kanälen kann nützlich sein – e-commerce und Verkaufen geht nach wie vor anders.
Andere Fragen beschäftigen sich mit den Veränderungen und der Zukunft des Weinfachhandels, der Rolle von Discount und LEH in der Weinvermarktung und der Erschließung jüngerer Konsumentgruppen für Wein. All diese Fragen werden sicherlich beim Weinhandelsworkshop am 10. September an der Hochschule Heilbronn zur Sprache gekommen. Schaut man, wer sich bereits angesagt hat, wird das eine spannende Veranstaltung – bei der die zuvor skizzierten Fragen von den Beiteiligten selbst diskutiert werden.
31. Juli 2012 um 16:57
bei Nielsen und GFK verschwindet Wein online in Containern ? Es gibt weder einen Onlineshop, noch ist mir dieses Unternehmen bekannt. Hawesko dürfte hier wohl weit darüber bekannt sein, zumindest bei den meisten Weinfreunden. Also wenn dann kann ich mir nur vorstellen, das Nielsen und GFK als Großhändler fungieren, trotzdem nie gehört obwohl ich schon mit einigen Grossisten zu tun hatte. Klingt mit containerweisem Verkauf für mich eher unwarscheinlich, oder ich lese da was falsch raus.
31. Juli 2012 um 20:14
Nielsen und die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) sind Marktforschungsunternehmen die als Dienstleister für den Handel den Markt analysieren.
2. August 2012 um 13:04
Ich denke, diese Zahlen sind sehr schwer zu erheben, da es sich bei Wein nicht so sehr um einfach vergeichbare Massengüter handelt (wie z.B. Elektronik), sondern gibt es unzählige kleine Weingüter und spezialisierte Onlineshops mit eher geringen Umsätzen. Und jeder scheint seinen „Spezialisten irgendwo“ zu haben. Weiterhin scheinen Themen wie Dropshipping nun auch die Gruppe der Weinimporteure zunehmend zu interessieren -> Hier wäre wahrscheinlich eher anzusetzen um verlässliche Zahlen zu bekommen.