Unten auf der Elbe zieht ganz gemächlich der historische Raddampfer „Krippen“ vorbei und läßt einen langen Signalton ab. Auf halber Höhe in den Rebbergen ein kleiner Parkplatz vor dem Fachwerkhaus des ehemaligen Stadtweingutes. Im Hof üben Jagdhornbläser. „Kommen Sie doch rein. Wir sind gleich mit unserer Probe fertig“ ruft Heike Herrlich. Ein letztes Mal wird die Strecke verblasen und die Jagd hat Ruh. Anschliessend dürfen wir wir den neuen Keller und die Vinothek von Vinzenz Richter besichtigen, die an Pfingsten 2010 eröffnet wurde.
Fachwerk meets Glas und Beton. Die Herrlichs haben sich umgetan, sind in Australien, den USA gewesen. Die östereichische und südtiroler Kombination von Altem und Neuem, von Holz, Beton und Edelstahl hat ihnen gefallen. Und genau das findet man in den Verkaufsräumen wieder: große Fensterfronten öffnen sich zur Elbe hin, zum Kapitelberg und auf den Hof des mittelalterlichen Weingutes. Der Besucher steht mitten drin. Ein echtes Erlebnis. Denn sonst erlebt man im Elbtal viel Klein-Klein, Schnörkel und Schnitzereien, die früher für weintypisch galten und heute nur noch den Bustouristen begeistern.
Auch die Winzergenossenschaft in Meissen hat 2008 neu gebaut. Die Wein-Erlebnis-Welt der WG greift den historischen Aspekt auf: hier bekommt man von der aktuellen Produktion nichts zu sehen. „Esdelstahltanks und Abfüllmaschinen sind überall gleich“ sagt die sympatische jünge Führerin. Sie hat Oenologie studiert und ist vom Fach. „Der eigentliche Betrieb wird nicht besichtigt. Wir bringen den Besuchern die Geschichte des Weinbaus im Elbtal nahe“ meint sie. Das passiert auf eine eindrückliche Weise. Der Gründer-Bischof Benno tritt aus der Wand und ein barocker Erzähler weist den Weg in unterirdische Tunnel. Das Ganze ist gut gemacht. Der in den Felsen eines ehemaligen Steinbruchs gebaute Keller ist allerdings nicht barrierefrei. Man ist auf Bus-Touristen eingerichtet. Der Blick aus dem großen Empfangsraums über das Elbtal auf den Dom und die Albrechtsburg ist einzigartig. Zu Ostzeiten befand sich hier das Weinlager und die Abfüllung. 5 Euro pro Person inklusive eienem Glas Sae-Secco.
Auch sehenswert: unweit von Meißen in Coswig-Sörnewitz der riesige Komplex der EWS Sörnewitz. In der Elektrofabrik wurden seit Generationen Bügeleisen, Radiatoren und Schaltanlagen gefertigt. Das große historische Backsteingebäude an der Straße will Lutz Heimrich (@superiore) sanieren und hier ein Wein- und Versandlager einrichten.
Sehenswert auch der neue Keller von Klaus Zimmerling am Königlichen Weinberg in Pillnitz. Vom Gebäude eher klassisch, aber mit den modernen Skulpturen von Malgorzata Chodakowska umgeben.