Viele tun es, aber nicht jeder steht so dazu wie „ebrosia“ aus Leipzig. Das Affiliate Marketing ist so alt wie die Online-Shops, sein schlechtes Image hat es durch die vielen Erotik-Seiten, Versicherungs- und Anlageberater, die hier vermarktet werden. Bei der Beschäftigung mit Affiliate kommt man sich vor, als sei man irgendwo in der Schmuddelecke des Internets gelandet. Obwohl hier ein Platz ist, an dem viel Geld verdient wird. Wie bei den Drücker-Kolonnen im wirklichen Leben, scheint es auch bei den Partner- oder Affiliate-Programm-Anbietern Licht und oft viel Schatten zu geben. In der Szene wird viel diskutiert über Provisionen, die nicht gezahlt werden, grenzwertige Verträge oder un-durchsichtigen Meßmethoden bei der Provisionsberechnung.
Wein zunehmend interessant
Nach Versicherungen, Mobilfunkern und Billigstrom-Anbietern ist auch die Weinbranche ins Visier der Affiliate Branche gerückt. Wein scheint so interessant zu sein, daß es jetzt sogar ein „Affiliate Programm für und von Weinfreunden“ gibt, betrieben von einer bekannten Suchmaschinen- und Websiten-Optimierer-Firma in Köln. Schaut man einmal auf die Top-100 Liste von 100-Partnerprogramme.de, findet sich im Oktober nach den Top Scorern Neckermann und Quelle (da wurde wohl das letzte Geld verballert) und dem Erotik-Anbieter Orion auf Platz 6 bereits mit Dallmayr der erste Feinkost-Versender.
Beim Wein lassen sich interessante Provisionen verdienen: 7%-15% vom Bestellwert, 10 cent pro Kontakt oder noch einmal 5 Euro pro getätigter Bestellung. Wichtig: anders als bei Finanzportalen oder Versicherungen sind die Stornoquoten niedrig, die Kunden sind solvent und zuverlässig. Darüberhinaus belohnen manche Anbieter ihre besten Werber auch noch mit Extra-Geschenken oder Preisen.
Um erfolgreich ein Portal betreiben zu können, das zum Beispiel für Wein-Versender als „Staubsauger“ funktioniert, ist es gut, ein bißchen Ahnung vom Produkt zu haben. Die Affiliate-Leute raten selbst zu „Qualität statt Quantität„, also Kompetenz vor Klicks. Auch unter den Affiliate Betreibern gibt es richtige Weinfans. Die Regel ist das nicht.
Der Alltag: Was Kollege Würtz widerfuhr
Dann passiert so etwas wie heute: Kollege Würtz findet seine Inhalte auf einer merkwürdigen Seite aus Berlin. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das vermeintliche Online-Shop mit Blog als eine automatisch generierte Zusammenstellung von Weinen der Kunden des Zanox-Affiliate-Netzwerks, garniert mit Texten aus den Yahoo news zum Thema Wein. Da stehen dann die Weine von Schlecker und Mövenpick nebeneinander unter der Rubrik Rotwein trocken. Bei einem Klick auf die Flasche landet man in dem entsprechenden Online-Shop von Schlecker, mit einem anderen Klick bei Mövenpick. So kann es gehen.
Von Anrufen bei der Internetsite von „Wein-und-Weine.de“ sollte man absehen: der Spaß kostet 1,99 € / Minute (aus dem Netz der Telekom). Als Dirk Würtz sich auf Twitter erkundigt, ob es Erfahrungen mit der Site gibt, bekommt er kurze Zeit eine mail aus Berlin mit einer Entschuldigung, man werde zukünftig besser aufpassen, welche Nachrichten man verlinke und auf Wunsch Würtz Blog auch herausfiltern. Das spricht für den Anbieter. Ende letzten Jahres hatten wir einen ähnlichen Fall, der der Überzeugung war, er dürfe den kompletten Feed abziehen. Der sei ja veröffentlicht. Er bekam dann Post vom Rechtsanwalt einer großen Mediengruppe, deren Nachrichten er auch eins zu eins veröffentlicht hatte.
Jeder muß entscheiden, was er will
Weinverkaufen ist ein Geschäft, bei dem Vertrauen und Seriosität wichtig sind. Wer einen Vertrag mit einer Affiliate Agentur schließt, muß sich darüber im Klaren sein, daß er das Heft des Handelns ein Stück weit aus der Hand gibt. Ein paar Vorgaben („keine Erotik-Seiten“) kann man noch machen, aber dann nimmt die Eigendynamik ihren Lauf. Ein knallhartes Cent-Geschäft. Hier zählt im Zweifel eben doch die Masse. Jeder muß wissen, ob die Kontakte und die auf diesem Wege getätigten Geschäfte eventuelle Vertrauensverluste und Pannen ausgleichen.
Pingback: Tweets die Wein und die Niederungen des Internets erwähnt -- Topsy.com
12. November 2009 um 13:10
Affiliate scheint aus meiner Sicht im Bereich Wein nicht zu funktionieren. Jedenfalls nicht für den Seitenbetreiber. Man kann das auch daran sehen, dass kein seriöser Blogger oder Informationsanbieter im Bereich Wein so etwas einsetzt. Testbetriebe wurden auf einigen Seiten abgebrochen. Selbst bei besucherstarken Seiten decken die Erlöse nicht mal den Aufwand beim Einbauen des Scrips. Von dadurch verursachte Performanceprobleme soll noch gar nicht die Rede sein.
Was diese Seite in Berlin belangt, so waren da eine Reihe von Blogs betroffen. Und das ist der x-te Fall in dieser Art. Da redet nur kaum jemand öffentlich drüber. Und verlinken tut dies eigentlich auch niemand. Das störende in diesem Fall ist aus meiner Sicht gar nicht das Zusammenstellen von Überschriften. Das scheint sogar schon fast legal zu sein und gibt es mannigfaltig (obwohl Einwilligungen sicherlich nett währen). Störend ist eher bei jedem Artikel einen Trackback hereinzubekommen, ohne dass – aus meiner Sicht jedenfalls – ein Mehrwert an Information entstanden ist.
28. Dezember 2009 um 01:01
Im Zweifel zählt der „last cookie“ zumindest ist das ein heute oft (leidig) verbreitetes Verfahren der Abrechnung.
Was das letztendlich für den Bestellvorgang bedeutet, ist eher Thema für eine längere Abhandlung.
So sind Internetseiten auch nicht viel anders als bedrucktes Papier.
Die einen für den A…., die nächsten für die unterste Schicht in der Bio-Tonne, andere fürs abzocken und Kohle scheffeln und die guten, netten, investigativen Seiten, also die, die kaum jemand liest bekommen tolle Auszeichnungen.
Willkommen in der Zukunft – it’s just the beginning.