Nachdem der „Gault Millau“ eine freiwillige Teilnahmegebühr für seinen Weinführer angekündigt hat, ist eine heftige Diskussion in Gang gekommen. Unverständlich ist, daß Wein-Profis darüber diskutieren, ob derjenige, der zahlt besser bewertet wird als derjenige, der nicht zahlt. Denn eines ist doch allen klar: Weine beurteilen ist Arbeit, die von Fachleuten geleistet wird. Und diese Arbeit kostet.
Wenn der Gault Millau jetzt erkannt hat, das „umsonst“ auf die Dauer kein überlebensfähiges Geschäftsmodell ist, dann ist das hoffentlich nicht zu spät.
Bei nationalen und internationalen Prämierungen ist es üblich, daß Teilnahmegebühren für jeden angestellten Wein zu entrichten sind. Die Organisation, die Juroren, die Location, alles will bezahlt sein. Medaillen gibt es nur für Weine, für die die Gebühr entrichtet ist. Das steht in den AGB. Und da beschwert sich niemand. Was vielen Endverbrauchern nicht klar ist, daß die allfällige Goldmedaille nicht der beste Rotwein, der beste Riesling auf dem Markt bekommt, sondern der beste Wein des Wettbewerbs.
Von einem Reise-Führer erwarte ich, daß er mir das Beste, Günstigste, Ausgefallenste zeigt. Seine Vorschläge müssen notwendigerweise immer eine Auswahl sein. Unter allen Führern kaufe ich denjenigen, mit dessen Auswahl ich am besten zurechtkomme. Wie die Auswahl zustande kommt, ist mir eigentlich recht gleichgültig.
Die Weinführer haben demgegenüber gleich zwei hausgemachte Probleme: unausgesprochen steht der Anspruch im Raum, auf ihren Seiten sei das objektiv Beste versammelt. Das zweite Problem: die Benotungen werden von den Erzeugern in der gleichen Weise verwendet. Objektives verträgt sich nach herkömmlicher Anschauung nicht mit Geld und Gebühren. Oder doch? Bei den Wettbewerben heißt es, daß die Fachleute kompetent urteilen, weil sie den Markt kennen und wissen, was gut ist. Dieses Fachwissen und diese Kompetenz sollten auch die Weinführer in den Vordergrund stellen. Sie sollten ihre Rolle als Dienstleister, der bei der Auswahl, beim Genuß unterstützt, kommunizieren. Statt dessen geben sie sich als Bibel. Und die steht bei den meisten zuhause im Schrank und staubt vor sich hin.
Was kostet eine Medaille?
Bei Mundus Vini 135 Euro, bei der Berliner Weintrophy 125 Euro zzgl. MWSt, beim Deutschen Rotweinpreis 35 Euro und bei best of riesling 50 Euro, London Wine Challenge 99 GBP, etc
Eine Übersicht über Preise und Konditionen nationaler und internationaler Wettbewerbe hat dasteam zusammengestellt. Die können Sie hier als pdf herunterladen.
Den ein oder anderen mit „umsonst“ Modell, der noch auf auf der Liste steht, gibt’s übrigens schon nicht mehr.
Pingback: Spitzen-Weingüter vs Gault-Millau
3. Juli 2009 um 16:33
Hallo Herr Pleitgen,
guter Beitrag, das mit den Medaillen. Leider haben Sie Selection in
der Liste nicht genannt, die seit Jahren zu gerade kostendeckenden
Preisen (30 EU je Probe) nicht nur kleinen und mittleren Betrieben –
für die 100 und mehr EU zuviel ist, auch wenn sie klasse Weine machen
– sondern auch den Grossen eine Verkostungsplattform bietet;
Und: Der Preis ist – weder bei uns noch bei den anderen – der Preis
für die Medaille, sondern nur für die Teilnahme; über die Medaille
entscheidet die Jury (ist vielleicht für einige missverständlich).
Gruss
Christoph Schmidt
Selection – das Forum für Geniesser