60% der Markenhersteller in Deutschland verfügen nicht über einen Online-Absatzkanal – obwohl das von ihren Kunden erwartet wird. Ein eigener Online-Shop gehört 2012 „zum guten Ton“, wie die Beratungsfirma Droege im Frühjahr ermittelte – vor allem Unter-30-Jährige seien von der fehlenden Möglichkeit des Onlinekaufs irritiert, heißt es.
Die Zurückhaltung ist von Branche zu Branche unterschiedlich: 86% der Textilhersteller nutzen den Direktvertrieb übers Internet, aber nur 55% bei Sportartikeln, bei Reinigungs- und Körperpflegemittel sind es nur 18%.
Viele Hersteller seien noch handelstreu und wollten das „vermeintlich austarierte Ökosystem mit den Händlern….nicht aus der Balance bringen“ zitiert die Zeitschrift Absatzwirtschaft die Droege-Leute. Hier werde Umsatz- und Ertragspotential verschenkt, heißt es weiter, vor allem, weil die potentiellen Kunden in der Informationsphase sehr oft die Seiten der Hersteller aufsuchten.
Wie halten es deutsche Weingüter?
Ein schneller Blick durch die Webseiten bekannter Weingüter deutet auf eine ähnliche Zurückhaltung im Bezug auf den Direktvertrieb übers Internet hin. Die meisten Weingüter bieten kein Online-Shopping an.
Bei den einen dient die Online-Präzenz als Visitenkarte, „Telefonbucheintrag“ oder als Informationsplattform. Beispiel Weingut Keller Flörsheim-Dalsheim. Andere nutzen den Web-Auftritt zu Marketingzwecken – anspruchsvolles, animiertes Design soll Emotionen transportieren. Beispiele: Van Volxem oder Bassermann-Jordan.
Es gelte, online Kaufimpulse für den stationären Handel zu generieren. Die Verbindung herzustellen zwischen On-und Offline-Handel, das sei die Königsdisziplin im Multi-Channel Vertrieb – schreibt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung aus Köln zu einer Untersuchung in der Möbelbranche. Auch bei den Möblern wird das Internet überwiegend zur Unterstützung des Händlernetzes genutzt.
Händlernachweise oder direkte Links fehlen
Erstaunlich ist, daß in der Weinbranche nur ganz wenige Weingüter einen Händlernachweis auf ihren Seiten anbieten. Markus Schneider oder Horst Sauer zeigen auf unterscheidliche Weise wie es geht.
Es geht aber auch mit Online-Shop: Schloss Johannisberg, Nachbar Vollrads und eine ganze Reihe anderer verkaufen online ihre Weine meist zu Händlerpreisen oder knapp darüber.
Eine Alternative zum eigenen Shop bieten Marktplätze wie WirWinzer oder Vicampo.de – dort ist man mit seinen Weinen online vertreten, ohne selbst als Anbieter aufzutreten. Eine solche Zweigleisigkeit – hier Handelstreue – dort auf dem vituellen Marktplatz online mit günstigen Preisen – schafft trotzdem früher oder später Probleme.
Eigener Shop – die Frage wird sich immer wieder stellen
Wie auch immer man sich entscheidet – Unterstützung des Handels oder eigener Shop – klar ist, auch für Wein wird der Online-Kanal immer wichtiger. Die Handelslandschaft verändert sich rasend schnell.
In dem Rahmen, wie immer mehr stationäre Händler auch online aktiv werden oder im Netz mehr und mehr aggressive Angebote auftauchen, wird sich die Frage eines eigenen Shops wieder stellen – allein um das eigene Image obenzuhalten und die Endverbraucher-Erwartungen nicht zu enttäuschen.
2. August 2012 um 20:32
Das sehe ich auch so, dabei lässt sich mit dem richtigen Konzept einiges an Kundenbindung und Zusatzumsatz generieren und das kostengünstig und einfach, so bleibt mehr Zeit für den Weinberg. ;-) Wie Sie Ihren Vertrieb per Onlinemarketing effizienter gestallten können, erkläre ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch.
Herzliche Grüße
Christian Geling
22. August 2012 um 08:54
die Frage stellt sich doch immer nach dem warum. Wenn 60% der Markenhersteller keinen Onlineshop haben, ist das keinesfalls Desinteresse an Umsatz, sondern einer Frage der Rentablibität. So ein Shop will ständig gepflegt werden, auf dem neusten Stand(auch rechtlich) gehalten sein, das kostet nicht nur ein paar EURO und dafür das die meisten sich nur durch die einzelnen Seiten im Shop durchklicken und auf anderen Shops sich meist nur aus Zeitvertreib rumtreiben lohnt sowas nicht. Im Bereich Wein ist die Onlineauswahl schon so groß mit 10 ja 100 Tsd. Shops das sich ein Umsatz so gering verteilt das es kaum Sinn macht. Mit ein paar Ausnahmen von namenhaften Anbietern wie z. Bsp. Hawesko, Was bringt es wenn sich der Großteil der übrigen Shops sagen wir mal 10 % (Beispiel) des Weinonlineshop Umsatzes teilen und sich daraus etwa 1200 – 3000 Euro Umsatz im Jahr ergeben. Zur Zeit verkaufen einige Winzer noch nicht mal mehr kartonweise an die Gastronomie, sondern flaschenweise da gehts doch grad so weiter. Die Zeit ist sehr ungünstig bei mangelnder Nachfrage und der Großteil der Verbraucher schätze um die 60% orientieren sich eh am Discounter. Insgesamt ist die Prokopf Marge eines jeden Onlinehändlers nicht der Rede wert.
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