Allerdings nicht in Deutschland. Während hierzulande seit letztem Jahr die Weintitel die Schwindsucht ergriffen hat und Wein-Magazine von der Bildfläche verschwinden, kündigt sich in Frankreich eine neue nationale Weinzeitschrift an. Am 1. September, rechtzeitig zur „rentrée“, wenn alle Franzosen wieder aus den Ferien zu Hause sind und gucken, was es Neues gibt, erscheint „Terre de Vins“ mit einer Startauflage von 70.000 Exemplaren. Dagegen sind die Titel in Deutschland die reinsten Waisenknaben.
Auch die Garde der Autoren ist beachtlich und liest sich wie das Who-is-Who der französischen Wein-Elite: die Grandseigneurs von der „Revue des Vins de France“ Michel Bettane und Thierry Dessauve sind mit dabei, die streitbaren Altmeister Pierre Arditi und Bernard Pivot, die ihre im Fernsehen schon ihre eigenen Talkrunden zu Politik und Kultur hatten und Jacques Drohn von TV und Radio Canada, weil man auch ein bißchen aufs francophone Übersee guckt.
Das Ganze wird verbunden mit dem größten französischen Profi-Wein-Portal im Netz „vitisphere“. Michel Remondat, Macher von vitisphere wird Co-Directeur des neuen Journals und garantiert in den zwei Monaten bis zur nächsten Ausgabe für die Aktualität.
„Terre de Vins“ richtet sich an Weinfreunde und Profis, mit einem frischen zeitgemäßen Layout und einem insgesamt wertigen Lifestyle-Auftritt. Das Heft wird 116 Seiten haben und am Kiosk 5 Euro kosten. Themen der ersten Ausgabe werden sein: ein Führer durch die aktuellen Foire aux Vins, den traditionellen Wein-Einkaufs-Wochen in den Supermärkten, bei denen viele Franzosen ihren Jahresbedarf decken, die besten Weine aus dem Languedoc, die Moueix-Saga, das Terroir von Saint-Joseph, Rioja und Bilbao und…und…und.
Der Magazin erscheint im viertgrößten französischen Zeitungsverlag, der Gruppe Sud-Ouest. Das Ganze ist kein Experiment: der Verlag weiss, daß das Konzept ankommt. „Terre de Vins“ gibt es schon 11 Jahre als Regional-Magazin für das Languedoc-Roussillon. Einer der besten und ambitioniertesten Titel, die man im Maison de Presse zum Thema Wein kaufen konnte. Gut zu lesen, die Tipps waren echte Tipps und die Geheim-Tipps tatsächlich noch geheim.
Online wird seit Juni geübt, wer schon einmal schauen möchte: Hier gehts zu Terre de Vins.com
19. August 2009 um 09:18
In der Aldi-verseuchten Republik hätte so ein Magazin keine Überlebenschance. Btw wird’s das eine andere oder andere deutschsprachige Magazin aus Ö geben, dass eine Offensive in D vorhat. Falstaff hat sich schon entsprechende Kompetenz eingekauft.
19. August 2009 um 11:21
Das Lob des auf Südfrankreich konzentrierten Vorläufers Terre des Vins, der 10 Jahre land im Verlag Midi-Libre erschien, kann ich nur bestätigen. Eine der interessantesten und graphisch hervorragendssten Weinzeitschriften auf dem französischen Pressemarkt! Dagegen sah die gute alte RVF (revue des vins de France) mit ihren immer wieder kehrenden Nummern über die Foire aux Vin (Weinmessen in Supermärkten), Bordeaux, Champagne und wenig Entdeckungen immer blass und altbacken aus.
Bettane und Dessauve, die lange Jahre die RVF bestimmten, übernehmen jetzt hoffentlich mehr von innovativen Geist von Terre des Vins als von den ausgetretenen Pfaden ihrer RVF-Zeit. Die hat sich überigens jetzt auch endlich ein on-line Portal geleistet (http://www.larvf.com/) – Konkurrenz belebt eben auch hier das Angebot. Da gibt es sogar mehrere Blogs:-).
Die französische Republik ist übgrigens genauso „Aldi“-verseucht, wie die Bundesrepublik – nur heißt das hier Intermarché, Leclerc, Super-U und Monoprix. Das Niveau ist außerhalb der Foires au vin für Schnäppchenjäger, die auch mal ein bekanntes Bordeauxettikett günstig in den Keller schaffen wollen, ähnlich, das Kaufverhalten auch – BIB und Flaschen zwischen 2 und 3 €.
19. August 2009 um 11:46
Ja, in den Anfangszeiten waren die Foire au Vin noch wahre Fundgruben….
Die RVF ist schon mächtig angestaubt, trotzdem: noch nicht mal so etwas gibt es in Deutschland. Eine Zeitschrift die tatsächlich für alle als Referenz gilt. Egal ob das was drinsteht einem gefällt oder nicht. Sehr französisch halt.
Pingback: Weinpresse: kann die Talfahrt gestoppt werden?