Wer hat wieviel Einfluß im Netz?

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Es ist umstritten – Kritiker werfen ihm vor, es sei grob fehlerhaft, es sei unmöglich eine Person in einer einzigen Zahl zu bewerten und doch sind sich alle einig, dass sich ein System wie Klout früher oder später durchsetzen wird. Klout will den Einfluß jedes einzelnen im Netz messen und bewerten und drückt dies in einem Wert – dem sogenannten Score – zwischen null und hundert aus. Es mißt, wieviele andere Personen man beeinflußt, wie stark man sie beeinflußt und wie einflußreich das eigene Netzwerk im gesamten Netz ist.

Jeder ist eine öffentliche Person

Klout bedient sich der Daten, die im Netz öffentlich zur Verfügung stehen und reichert sie mit den Ergebnissen der Interaktionen der Klout Mitglieder an. Ähnlich wie bei Twitter oder anderen sozialen Netzwerken gibt es Follower oder Friends – bei Klout heissen sie Influencer.  Interessant und auf den ersten Blick schocking: Klout generiert auch einen Score von Nicht-Mitgliedern – abmelden vom System kann man sich angeblich nur, wenn man sich anmeldet und aktiv die Veröffentlichung des eigenen Score abschaltet. Das war eines der Probleme, warum sich Ende letzten Jahres die einflußreiche amerikanische Social Media Beraterin Pam Moore öffentlich vom System abmeldete.

Probleme mit der Privacy – das ist nur ein Punkt, den Kritiker dem System vorwerfen. Ein anderer, dass Klout nur die Aktivitäten auf Facebook, Twitter, LinkedIn and FourSquare mißt, auf seinen Seiten aber so tue, als ob derzeit bis zu 13 Netzwerke erfaßt würden – das System also viel umfassender aussehen wolle, als es eigentlich sei. Auch Ungereimtheiten, wie dass Barack Obama mit nur 87 Punkten hinter Stars und Sternchen wie Rihanna rangiert, mußte Klout umständlich erklären.

Die Schufa fürs Web

„Die Schufa fürs Web“ nannte Jürgen Vielmeier Klout auf dem Basic Thinking Blog. Johannes Kunh in der Süddeutschen Digital bezeichnet Klout als eine Art Social-Media-Rating-Agentur im Netz. Die Anwendungen von Klout oder anderen Systemen sind in der Tat ähnlich wie bei der Schufa oder einer Rating Agentur: sie liefern zusätzliche Daten bei der Bewertung von Bewerbern um einen Job, bei der Auswahl von Medien- oder Blogpartnern für PR-Agenturen, fürs Upgrading beim Autoverleiher oder im Hotel, bei der Behandlung in der Warteschlange am Telefon. Socialfresh hat kürzlich sieben Beispiele aus der Wirtschaft dargestellt.

Anders allerdings als bei der Schufa ist das System von Klout intransparent und es gibt keinen Rechtsanspruch, Einsicht zu nehmen oder zu wissen, wie die Bewertung zustande kommt.

Warum sich Systeme wie Klout langfristig durchsetzen

„Schwanzvergleich“ werden abwertend in der Online-Szene Rankings basierend auf Page Impressions, Visits, Freunden oder Followern genannt – trotzdem wird jeweils heftig darüber gestritten wie richtig oder falsch neue Systeme wie seinerzeit blogoscoop oder Wikio (heute ebuzzing) messen und wie aussagekräftig die Werte sind. Fakt ist allerdings, die meisten Außenstehenden und vor allem Agenturen und Werbe-Verantwortliche wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben, wie wichtig und wie einflußreich ein potentieller Online-Medien Partner ist. Und wenn sich das in einer Zahl ausdrücken läßt – finden sie das umso besser. Das ist einer der Gründe, warum sich Systeme wie Klout langfristig durchsetzen werden.

Die Wirtschaft wolle die Zahlen, schreiben Befürworter und mahnen gleichzeitig an, die Systeme müßten besser und zuverlässiger werden. Auch an Hochschulen wird an ähnlichen Systemen gerabeitet, die die Viralität von Themen und den Einfluß von Personen messen – soziometrie.ch ist ein Beispiel von der Hochschule Luzern.

Läßt man sich auf das System ein und schaut sich einmal die internationale Online-Wein-Szene an, stehen deutsche Autoren und Blogger ganz gut da. Bis auf Gary Vaynerchuk sind übrigens alle „Größen“ der Online-Weinszene bei Klout angemeldet. Mario Scheuermann und Markus Stolz spielen mit über 60 Punkten in der gleichen Liga wie Tim Atkin, Jamie Goode oder Ilkka Sirrén – in den 50ern folgen dann Boris Maskow,  Christian Schiller und Weinkaiser.

Klout gibt es seit 2008. Es befindet sich offiziell immer noch in der Beta-Phase.